Seite:Hermann von Bezzel - Betrachtungen über das Hohepriesterliche Gebet.pdf/8

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sondern Kern des Lebens, innerste Willigkeit zu erkennen, was das Leben, ferne von Gott, bringt und bedeutet, und zu verkosten, was das Leben in Ihm ist: Freude, Frieden, Sonne und wahrhaftiges Glück.

 Wenn der himmlische Vater die Worte und Werte zu Ehren bringt, die der Sohn von der auf ihnen ruhenden Schmach befreit hat, – ei du frommer und getreuer Knecht, ich will dich über viel setzen, gehe ein zu deines Herrn Freude – und dem Gehorsamen den Namen über alle Namen gibt, dem alle Knie sich beugen und dem, der gelitten hat, die Krone des Lebens gibt, dann wird der Sohn verklärt. Ein Wunder in seinen stillen Leiden wird er in seiner Herrlichkeit das Wunder sein.

 Diese Verklärung aber will der Sohn nicht um seinetwillen, hat er doch kein Gefallen an ihm selber, sondern damit der Vater verherrlicht werde. Würde das Kreuz das letzte auf Erden sein und die himmlische Weisheit über diesem letzten schweigen, so würden Gottes Allmacht und Wahrheit nimmer geehrt. Denn er konnte dem nicht vom Tode aushelfen, der ihn in Ehren hatte, und sein Wort nicht einlösen, daß er an seinem Sohne Wohlgefallen habe. Nun aber der Sohn geehrt wird, ist die Gnade Gottes, sein Helfenwollen und sein Helfenkönnen zutage getreten. Das Licht der Sonne wird durch das verklärte Leben Jesu nicht gemindert, sondern erhöht. –

 Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachfolgen; denen zeigst du immer die rechte Stunde und mehrst ihnen Treue und Gehorsam zum Leiden und durch die Not. In ihrer Arbeit suchst du sie heim und am Feierabend erfreust du ihre Seele. Sie glauben, daß sie vergeblich arbeiten und du behältst alle ihre Mühe in deinem Gedächtnis. Sie gehen in banger Sorge, aber du tust ihnen den Weg zum Leben kund. Ihr Leben enteilt, aber ihr Name bleibt bei dir angeschrieben, der du in Jesu den Gehorsam als Ehre der Deinen gezeigt und gesegnet hast. –

 Treue des Bekenntnisses ist Leid für Jesum, den es meint und will. Aber sie ist Kraft aus der Höhe, vor der die Zweifel weichen und die Bedenken hinfallen. Diese Treue ist mit dem Leid verbunden, so lange Widersprechen sich erhebt, aber wer in Mut nicht abläßt, ist schon in der Tat der Beharrlichkeit selig, die ihn, durch die er verklärt.


Gleichwie du ihm Macht gegeben hast über alles Fleisch.

 Ohnmacht und Allmacht in Jesu Gnade und Erbarmung vereint. Denn alles Fleisch ist Gras und was von Fleisch geboren ist, teilt das Los der Vergänglichkeit, die unter der Last dieser Erkenntnis hilflos zusammenbricht. Du arbeitest, und es besteht nicht, du mühst dich ab, und es bleibt nicht: Deine Zeit vergeht in Unruhe, und sie erreicht nichts.