Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/129

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ihm allein. Jetzt ruft der Laue: Gebt mir meine Gedanken, daß ich mich ihrer tröste! denn ich bin reich. Gebt mir meine Phantasien, meine Illusionen, gebt mir sie wieder, denn ich bin sehr groß durch sie geworden! Jetzt, ruft er, laßt mich zu all meinen Plänen gelangen; die werden es ausweisen, daß ich nichts mehr bedarf. Ich habe abgeschlossen mit dem Glauben, darum bedarf ich auch nicht mehr des Hoffens. Ich habe ein wohlgeordnetes Leben in sogen. Barmherzigkeitsübung, was brauche ich noch mehr? So ruft der Laue wohl jetzt, und jetzt stellen sich ihm alle diese Gedanken, diese Selbstbetrügereien noch zu Dienst. Aber wenn die Türe der Ewigkeit aufgetan sein wird, und er ausgetan, dann wird er vergebens rufen. Darum bitten wir in dieser Stunde: „Statt, daß du uns hinaustust aus deinem Herzen, aus deinem Munde, erbarme dich unser und gib uns noch einmal, ob wir es nicht hören möchten, aus dem Worte des Lebens deinen Rat, den dreifachen väterlichen Rat, den du der Gemeinde von Laodicea dargereicht hast! Laß uns erkennen die heimliche Weisheit, daß wir aus dieser Trägheit noch einmal erstehen, die Lauheit noch einmal entfernen, daß wir, ehe wir sterben, noch klug werden hienieden.“

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 Und er rät der Seele, daß sie umsonst kaufe das bewährte Gold. (V. 18) Er rät der Seele, daß sie zu ihm komme und die Schätze wieder nehme, die in Drangsalshitze, im Trübsalsfeuer, in der Läuterung des Todes die Probe bestanden. Er rät der Seele, daß sie um ein gutes Wort die reichen Gaben seines Hauses kaufe, das im Feuer siebenmal bewährte Gold. Gehe hin, du Gemeinde des guten Bekenntnisses: Was deinen