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nicht genug tut, die sommerliche Pracht viel zu gering ist, die reiche Spende des Herbstes nicht befriedigt, auch mit dem Ernst des Winters vorlieb nimmt, wenn er nur durch diesen Winter die Sehnsucht nach bleibendem, ewigem Frühling spürt. Die Gemeinde zu Ephesus und mit ihr die ganze Christenwelt hat als letztes Vermächtnis ihres Bischofs das Wort gehört: „Gott ist die Liebe“, das Wort, das ihm im eigenen Winter so trostreich war. Denn auf dem Haupte des Apostels liegt der Schnee des Alters. Sein Herz aber ist jugendfrisch geblieben wie um die Stunde, da er den Messias gefunden hatte. (Joh. 1, 39) Er, der das Geheimnis ewiger Jugend mitten im Alter, mitten im Winter kannte, teilt dies Geheimnis der Jugend mit: „Was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unseren Augen, was wir beschaut haben und unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens, das verkündigen wir euch, daß Gott das Licht ist, daß Gott die Liebe ist und in ihm keine Trübung.“ (1. Joh. 1, 1–3) Im Gegenteil, weil der Winter so arm ist, darum macht Gott ihn so reich, weil das Alter so einsam ist, darum wird es so getröstet, weil das Herz so traurig ist, darum wird ihm das Evangelium (die frohe Botschaft) gepredigt. Gott ist das Licht; vor ihm sollen die Schatten in deinem Herzen weichen! Gott ist die Liebe, darum will er deine Armut zieren. Gott ist das Licht, darum heilige dich! Gott ist die Liebe; darum, du arme Gegenwart, wird er dich reich machen aus seiner Kraft. Das sind die zwei Geheimnisse, mit denen der Apostel die Gegenwart an die Zukunft bindet.

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 Es hat ein Gottesgelehrter gesagt: Johannes sehe die Zukunft mit der Einfalt nicht eines Kindes, sondern