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Das erste Wort Jesu am Kreuz.
(18. Februar 1915.)
Luk. 23, 34. 
Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen;
denn sie wissen nicht, was sie tun!


Gemeinde des Herrn!

 Heute vor 369 Jahren, es ist auch ein Donnerstag gewesen, ist unser Vater in Christo, Martin Luther, aus dieser Zeitlichkeit abgefordert worden. Wir begehen das Andenken dieses apostolischen Mannes, indem wir uns die beiden letzten Worte kurz ins Gedächtnis zurückrufen, die er vor seinem Abschied geschrieben und gesprochen hat. Das eine Wort lautet: „Den Virgil in seinem Lehrgedicht „Bukolika“ kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Hirte gewesen. Den Virgil in seinem Lehrgedicht „Georgika“ kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Ackersmann gewesen. Den Cicero in seinen „Episteln“ kann niemand ganz verstehen, er habe denn 25 Jahre in einem großen Gemeinwesen sich bewegt. Die heilige Schrift meine niemand genugsam verschmeckt zu haben, er habe denn hundert Jahre lang mit Propheten wie Elia und Elisa, Johannes dem Täufer, Christus und den Aposteln die Gemeinden regiert. Du lege nicht die Hand an die göttliche Aeneis, sondern geh’ tief anbetend ihren Fußtapfen nach! Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Das war das letzte Wort, das aus seiner Feder geflossen ist: ein Bekenntnis seiner Armut und des Reichtums Jesu Christi. Und das Wort,

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Hermann von Bezzel: Die sieben Worte Jesu am Kreuz. Müller & Fröhlich, München 1918, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Die_sieben_Worte_Jesu_am_Kreuz.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)