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Es sei mir gestattet, mit Namen guter Vorbedeutung zu beginnen, wie um das anzudeuten, was das Folgende sagen möchte und anzubieten, was nicht gesagt werden kann, sondern erlebt sein muß und will.

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 In den Septembertagen vor fünfundzwanzig Jahren tagte der 26. Kongreß für Innere Mission, diese Sammlung und Versammlung werktätiger und wegekundiger Männer evangelischen Glaubens in Nürnberg. Es waren lichtbeglänzte, sonnige Herbsttage, in denen man sich wie am Erntetag freute und zu der größten Arbeit, die vor Augen lag, Kraft und Mühe zu rüsten nicht vergaß. Den Grundton gab Adolf Stählins Predigt über 1. Kor. 13, 8–13 an, ein Hochgesang von der Geschichte der Liebe und eine Weissagung auf ihren Fortgang durch Welt und Zeit. „Die Liebe hat nie aufgehört“ so jauchzte und jubelte er in die lauschende Gemeinde hinein, in die Weite hinaus. denn vom Kreuze, an dem die Liebe für die Welt sich geopfert und ihr weh in dank gewandelt hat, geht in die Tiefe und Weite, wächst in die Höhe der Strom der Liebe, durch Rinnsale, welche in einer öden winterlichen Welt ihr gebrochen waren, verneuend und befruchtend, verklärend und belebend, reich an Geschichte und reich durch sie. Das Christentum als Geschichte nicht ein Zeugnis wirrer Leidenschaft noch weicher Gefühligkeit, sondern ein Tatbeweis der Liebe, die das Ihre findet, weil sie es nicht sucht und den Sieg der Wahrheit erlebt, weil sie den Kampf gegen die Wirklichkeit wagt. Es ist die Liebe, die alles glaubt und doch nicht betrogen, alles hofft und doch nicht getäuscht, alles trägt und doch nicht überlastet und erschöpft wird, die alles hofft und duldet und nie aus, nie aufgebraucht wird. diese Liebe wird so gewiß nicht aufhören, als Jesu Christi Kreuz die Welt überragt und die Zeiten überdauert. Die Tage der Klage gehen hinab und kommen herauf, die Nöte der Welt tragen andere Fragen, so scheint es, und schließen doch um die eine