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dies aus zwei Berichten über Seeräubereien, bei welchen Waren der Huntpissgesellschaft im Spiel waren. Im Jahr 1435 hatte der Stellvertreter des deutschen Konsuls in Barcelona – beide waren Spanier – dieser Gesellschaft und andern Deutschen Waren zu schicken. Er verlud sie auf ein nizzardisches Schiff; sie hätten also den Weg über Nizza gemacht, wären sie nicht gleich beim Beginn der Fahrt mit dem ganzen Schiffe von Mallorkanern gekapert worden[1]. Aehnliches ereignete sich im Jahr 1466. Ein deutscher Faktor, welcher die Huntpissgesellschaft vertrat, übergab Güter, die für die Gesellschaft bestimmt waren, einem Agenten gleichfalls deutscher Nation zur Besorgung; dieser bestieg in Tortosa an der Ebromündung mit den Waren ein florentinisches Schiff, dessen Ziel Nizza oder Villafranca war; diesmal bemächtigten sich genuesische Piraten des Schiffs, und so gerieten die Waren im Wege der Gewalt nach Savona, wo sie Heinrich Fry von Genua aus aufsuchte und ihre Freigebung bewirkte[2]. Beide Male wurden also Waren, die von Spanien nach Ravensburg gehen sollten, über Nizza instradiert. Man kann daraus schliessen, dass auch umgekehrt Mitglieder der Huntpissgesellschaft sich manchmal von ihrer Heimat aus über Piemont nach Nizza begaben und dort Schiffe zur Fahrt nach Spanien bestiegen.

Barcelona als die bedeutendste Seestadt Spaniens blieb wahrscheinlich das Hauptziel und die Hauptstation für die Ravensburger Gesellschaft, solange dieselbe überhaupt in Spanien Geschäfte machte. Noch die letzten Seiten des dortigen Zollregisters, welche die Jahre 1472 und 1473 begreifen, zeigen eine starke Beteiligung der Gesellschaft an dem Warenvertrieb im genannten Hafen. Aber dass dieselbe auch andere spanische Städte in den Kreis ihrer Handelsunternehmungen zog, ist unzweifelhaft. In welcher Weise und in welcher Zeitfolge diese Ausdehnung der Geschäfte vor sich ging, entzieht sich freilich durchaus unserer Kenntnis. Es scheinen damit


  1. Urk. im Anh. Nr. I.
  2. Urk. im Anh. Nr. V.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_33.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)