Seite:Historisch-antiquarische Untersuchungen 106.png

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Ehren des Gottes herumgetragen wurde[1]. Drei Krüge, sagt Horapollo[2], bezeichnen die Nilschwelle und gleichen einem Herzen mit einer Zunge; denn was das Herz für den Körper, ist der Nil für Aegypten, und die Zunge kann nicht ohne Feuchtigkeit sein; die Zahl drei bezieht sich auf die drei Ursachen der Ueberschwemmung u. s. f. Der Nil ist nach Vorstellungen, deren Alter sich nicht bestimmen lässt, sogar eins mit Osiris[3] und der höchste Gott[4], und von Heliodor[5] erfahren wir, dass nur die Propheten die heiligen Bücher über den Nil haben lesen dürfen. Demnach könnte es scheinen, als ob sie Priester des Nils gewesen seien[6], zumal da ihnen nach Clemens Alex. Brodte nachgetragen wurden. Außer dem Nilwasser, welches


  1. 98) Is. et Osir. 365. B.
  2. 99) Hieroglyph. 1, 21. ed. de Pauw.
  3. 100) Plutarch. Is. et Osir. 363. D.
  4. 1) Heliodor. Aethiop. 9. p. 435. Θεοπλαστουσι τον Νειλον Αἰγυπτιοι, και κρειττονων τον μεγιστον ἀγουσιν, ἀντιμιμου οὐρανου τον ποταμον σεμνηγορουντες – – και ταυτη μεν ὁ πολυς λεως – – προς δε τους μυστας, Ἰσιν την γην, και Ὀσιριν τον Νειλον καταγγελλουσι κ. τ. λ. Vgl. Athen. 5. p. 203. D. Αἰγυπτιε Ζευ Νειλε, aus d. Dichter Parmeno.
  5. 2) Aethiop. 2. p. 112.
  6. 3) Hug Untersuch. über d. Mythos u. s. w. S. 363 ff. erklärt das Wassergefäß oder den Canop für ein künstliches Zeitmaaß nach Macrob. in Somnium Scip. 1. c. 21. ed. Zeune und Horap. Hieroglyph. 1, 16. Man setzte zwei eherne Töpfe über einander, und ließ von der Zeit an, wo ein Stein in den nächtlichen Gesichtskreis trat, bis er am folgenden Abend wieder sichtbar wurde, aus dem obern Wasser in den untern laufen. Dieses Wasser, genau in 12 gleiche Theile abgetheilt, gab eine Größe an die Hand, ein Zwölftheil des Umlaufes zu messen; sodann das Sternengewölbe in 12 gleiche Theile einzutheilen, und den 12 Zeichen ihren Umfang zuzuscheiden. – S. 267. Lediglich als Wassergefäß konnte dieses den Vorzug nicht ansprechen, der sichtbare Ausdruck des höchsten Wesens zu sein, (Appul.) aber als Zeitbestimmer – war es selbst der Inbegriff aller Zeiten, und bei seiner Betrachtung gieng der Gedanke der Zeit in die Vorstellung des Ewigen über, den man gleichsam daran versinnlicht sah.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)