Seite:Historisch-antiquarische Untersuchungen 193.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

mit der Religion in Verbindung[1]. Die Priester fühlten keinen Beruf, das Volk seiner geistigen Unmündigkeit zu entreißen; wegen einer anfangs zweckmäßigen Beziehung zu etwas göttlichem, deren Grund es nicht ahndete, verehrte es die Thiere selbst wie Götter und blieb so sehr bei der äußern Erscheinung stehen, daß es bald selbst an jene Beziehung nicht dachte. So entstand eigentlicher Thierdienst, und in seinem Gefolge eine Anzahl von Mährchen, wodurch die Priester ihn rechtfertigen und ihn Wißbegierigen erklären wollten. Der Elemente- und Sterndienst gaben Stoff und Gelegenheit dazu, und die Verwirrung wurde noch größer, als auch Fremde, vorzüglich Griechen, hinzudichteten und hinzudeuteten.

     Die Griechen gehen bei der Erklärung solcher Erscheinungen gern den bequemen historischen Weg, welchen ihre Phantasie mit Gaukelbildern zu beleben wußte. In dem Maaße, als ihre Erdkunde sich erweiterte, wissen sie nachzuweisen, wie das Leben der Völker, besonders das religiöse, sich durch Mittheilung von außen gestaltet habe, und dadurch einen Zusammenhang zu gewinnen. Die Anlagen des Menschen, welche es ihm überall möglich machen, ein Verhältniß zu einem Wesen über sich zu erkennen, und die Richtung, welche sie unter gewissen Umständen in ihrer Entwicklung nehmen mußten, blieben unbeachtet, Mythen- und Namen-Aehnlichkeit galt für Beweis, und unbefangen stellte man das Widersprechendste neben einander. Nach Phylarch

  1. 59) Die Neger an der Küste von Guinea verehren Thiere und selbst deren Zähne, Homer u. s. f. und bringen diejenigen um, welche ein heiliges Thier tödten. Als einst eine heilige Schlange im Lande der Fidah an dieser Küste von einem Schweine gefressen war, konnte man kaum verhindern, daß nicht alle Schweine ausgerottet wurden.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_193.png&oldid=- (Version vom 31.5.2018)