Schon, als ich noch auf der Schule war, hatte ich
die Gewohnheit, Manches, was mir bei dem Lesen eines
Buchs, bei dem Anhören einer Musik, bei dem
Betrachten eines Gemähldes oder sonst gerade einfiel,
oder auch was mir selbst Merkwürdiges begegnet, aufzuschreiben.
Ich hatte mir dazu ein kleines Buch binden
lassen, und den Titel vorgesetzt: Zerstreute Gedanken. –
Mein Vetter, der mit mir auf einer Stube
wohnte und mit wahrhaft boshafter Ironie meine
ästhetischen Bemühungen verfolgte, fand das Büchelchen,
und setzte auf dem Titel dem Worte: Zerstreute, das
Wörtlein: Höchst! vor. Zu meinem nicht geringen
Verdrusse fand ich, als ich mich über meinen Vetter
im Stillen satt geärgert hatte und das, was ich geschrieben,
noch einmal überlas, manchen zerstreuten
Gedanken wirklich und in der That höchst zerstreut,
E. T. A. Hoffmann: Fantasiestücke in Callot’s Manier. Kunz, Bamberg 1819, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoffmann_Fantasiest%C3%BCcke_in_Callots_Manier_Bd.1_1819.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)