Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/277

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ihr gegen Erstattung des Spiegelbildes ganz ergeben können. Dieselben vermögen nicht so ganz über Dero werthe Person zu disponiren, da Sie noch durch gewisse Bande gefesselt sind, die erst gelöset werden müssen. – Dero liebe Frau nebst dem hoffnungsvollen Söhnlein“ – „Was soll das?“ – fuhr Erasmus wild auf. „Eine unmaßgebliche Trennung dieser Bande,“ fuhr Dapertutto fort, „könnte auf ganz leicht menschliche Weise bewirkt werden. Sie wissen ja von Florenz aus, daß ich wundersame Medikamente geschickt zu bereiten weiß, da hab’ ich denn hier so ein Hausmittelchen in der Hand. Nur ein paar Tropfen dürfen die genießen, welche Ihnen und der lieben Giulietta im Wege sind, und sie sinken ohne schmerzliche Gebehrde lautlos zusammen. Man nennt das zwar sterben, und der Tod soll bitter seyn; aber ist denn der Geschmack bittrer Mandeln nicht lieblich, und nur diese Bitterkeit hat der Tod, den dieses Fläschchen verschließt. Sogleich nach dem fröhlichen Hinsinken wird die werthe Familie einen angenehmen Geruch von bittern Mandeln verbreiten. – Nehmen Sie, Geehrtester.“ – Er reichte dem Erasmus eine kleine Phiole hin.[1] „Entsetzlicher Mensch,“ schrie dieser,


  1. Dapertutto’s Phiole enthielt gewiß rektifizirtes Kirschlorbeerwasser, sogenannte Blausäure. Der Genuß einer sehr geringen [278] Quantität dieses Wassers (weniger als eine Unze) bringt die beschriebenen Wirkungen hervor. Horns Archiv für mediz. Erfahr. 1813. Mai bis Dez. Seite 510.