Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/321

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mitunter Modelliren. – Dich, süße Kleine, formte ich als Diana nach der Antike; – aber all’ den Krimskrams hatte ich bald satt; nur die Musik zog mich vor allen Dingen an, weil sie Gelegenheit giebt, so eine ganze Menge Menschen, mir nichts, dir nichts, in Erstaunen und Bewunderung zu setzen, und schon meiner natürlichen Organisation wegen wurde bald das Fortepiano mein Lieblingsinstrument. Du kennst, meine Süße, die etwas länglichen Finger, welche mir die Natur verliehen; mit denen spanne ich nun Quartdecimen, ja zwei Octaven,[WS 1] und dies, nebst einer enormen Fertigkeit, die Finger zu bewegen und zu rühren, ist das ganze Geheimniß des Fortepianospiels. Thränen der Freude hat der Musikmeister über die herrlichen, natürlichen Anlagen seines Scholaren vergossen, denn in kurzer Zeit habe ich es so weit gebracht, daß ich mit beiden Händen in zwei und dreißig, – vier und sechzig, – ein hundert und acht und zwanzig – Theilen ohne Anstoß auf und ablaufe, mit allen Fingern gleich gute Triller schlage, drei, vier Octaven herauf und herabspringe, wie ehemals von einem Baum zum andern, und bin hiernach der größte Virtuos, den es geben kann. Mir sind alle vorhandene Flügelcompositionen nicht schwer genug; ich componire mir daher meine Sonaten und Concerte selbst; in letztern muß jedoch der Musikmeister die Tutti machen:

Anmerkungen (Wikisource)

  1. entspricht einer Spannweite von 11 bzw. 15 Tasten.