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an seiner Mahlzeit hatte teilnehmen lassen, erklettere er die nördliche Talwand, über die ein oben abgeflachter Bergkegel weit hinausragte. Von hier aus konnte er die Umgebung weithin überschaun, sah er nach Süden zu in der Ferne die Wüste liegen und nach den anderen Seiten hin nichts als ein wildromantisches Gebirgspanorama.

Dann wurde sein Blick durch einen grauen Strich gefesselt, der im Nordosten aus einem dunkel sich abzeichnenden Tal aufsteigend, im Äther sich verlor. Es war eine Rauchwolke, – gelblich in der Farbe, – – Rauch eines Feuers, das mit getrocknetem Kameldünger genährt wurde. – –

Karl Bolz haben wir bisher nicht gerade als großen Helden kennen gelernt. Aber seit er vorhin den Seidenstoff gesehen, seit er jenen ernsten Reim an der Felswand gelesen hatte, war sein Hasenherz ganz erfüllt von dem Wunsch, zunächst Traugott Pinkemüller zu befreien und dann vereint mit diesem auch die anderen Gefährten, Tümmler, Kurz, Paul Loring, Ali Mompo und Janos Preszöni zu retten. Dieser Wunsch schien nur durch selbstlose Gründe hervorgerufen zu sein. In Wahrheit hatte das Wort „Gold“ den Dicken förmlich elektrisiert, nachdem er während seiner Mahlzeit Muße genug gehabt hatte, sich diese neuesten Erlebnisse reiflich auf ihre Bedeutung hin abzuwägen. Der Knirps gehörte eben zu jenen Menschen, die in gewissem Grade zu Helden werden, sobald es gilt, ihre habgierigen Neigungen zu befriedigen. – Gold – ein Zauberwort, eine Quelle, aus der unendliches Elend schon über Tausende sich ergoß …! Eine Zauberformel, die Charaktere wandelt, Edles erstickt, Schlechtes vervielfacht … – –

So finden wir denn den Knirps, als die Dämmerung sich über die Berge lagerte, die Umrisse aller Gegenstände verschwammen und der kühle Abendwind die Felsschroffen umspielte, auf einem Felsgrat wieder, der wie ein natürlicher Balkon aus einer Steilwand hervortrat und über einem weiten, schmalen Tale hing, in dem eine Laune der Natur all das an Pflanzen hatte emporschießen lassen, was die fruchtbaren Küstenstriche Nordost-Arabiens hervorbringen. Ein wahrer Garten Eden lag

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Ibrahim ben Garb, der Pirat der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ibrahim_ben_Garb,_der_Pirat.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)