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Braten kam … Noch zwei Tage nichts als halbreife Datteln, und ich wäre zu sehr von Kräften gewesen, um die Büchse noch halten zu können … Scheußliche Lage, in der ich mich befinde …! Hier so allein in der Wüste, weit und breit nichts als Sand und hin und wieder felsige Hügel – kein Vergnügen …!“ Er seufzte leise auf. „Eine ganz verwünschte Geschichte – wahrhaftig!“ setzte er diese Unterhaltung mit seinem Bruder Innerlich fort. „Möchte nur wissen, wie der Traugott Pinkemüller sich aus dieser Patsche heraushelfen wird … – Na – wenigstens scheint mein Morgenimbiß gar zu sein. – – Schmeckt wie das schönste Festmahl …“

Nachdem er das gewichtige Stück Fleisch restlos verzehrt hatte, schnitt er das übrige in schmale Streifen, die er erst leicht anräucherte und dann in die Sonne zum Dörren hing. Über dieser Arbeit war das Tagesgestirn bereits so hoch gestiegen, daß die Wärme fast beängstigend zunahm, während in den ersten Morgenstunden noch eine empfindliche Kühle geherrscht hatte. Der kleine, magere Doktor legte daher seinen braunen Burnus ab und zeigte sich nun erst so recht in seiner ganzen abschreckenden Magerkeit. Unter dem Mantel trug er einen hellen Leinenanzug, dazu Schnürschuhe mit Ledergamaschen und auf dem Kopf einen bereits arg zugerichteten Tropenhelm.

Jedenfalls war er eine recht komisch wirkende Erscheinung. Aber nur für den, der ihn nicht näher kannte. Wer einmal Gelegenheit gehabt hatte, mit Traugott Pinkemüller längere Zeit zusammenzusein, merkte bald, was alles an Klugheit, Wissen, Unerschrockenheit und Ausdauer in diesem winzigen Körper steckte. –

Der Doktor nahm jetzt sein Gewehr und begann seinen üblichen Morgenspaziergang, um sich etwas Bewegung zu machen. – Die Oase lag inmitten einer flachen Anhäufung steiniger Hügel, von deren höchster Stelle man einen weiten Rundblick über die Wüste hatte.

Lange verharrte Pinkemüller regungslos, auf seine Büchse gestützt, auf dieser natürlichen Felswarte und schaute träumerisch hinweg über den welligen Boden des ungeheuren Sandmeeres, das zumeist in lichtem Grau

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W. Belka: Ibrahim ben Garb, der Pirat der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ibrahim_ben_Garb,_der_Pirat.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)