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denn der westfälische Friede, von dem ich es nicht oft genug sagen kann, dass er Deutschland in Fesseln gelegt hat, wie sehr auch der berühmte PÜTTER das Gegentheil behaupten mag, war dagegen. Wenn wir auch jetzt noch die Bewohner in ihrem gewohnten Gleise sehen, so ist doch von der Menschenliebe der Franken zu erwarten, dass sie bald schönere und bequemere Wege bahnen werden. Ein Heldenstück wird diess freilich werden. Der edle G. FORSTER, als er unter CUSTINE’NS Autorität in der Pfalz Freiheitsbäume pflanzte, fing schon an zu verzweifeln. Aber es wird nun doch endlich der Vernunft gelingen, hier ihre Segnungen auszustreuen, wo sie seit Jahrhunderte unter einem bleiernen Zepter geschmachtet hat.

Die grösste Reform bedarf unstreitig die Erziehung der Jugend, die biss jetzt den unheiligsten Händen anvertraut war. In der Ungebundenheit der Pfaffen und Mönche, und des Adels, in der Despotie der Beamten, denen man weiland in ihren Anmassungen und ihrer Macht keine Schranken zu setzen vermochte, lag der erste Zerstörungskeim der heranwachsenden Bürger. Jene waren dabei interessirt, die Finsterniss recht sistematisch zu verbreiten. Sie, die ihre Ämter, ihren Rang und ihre Rechte entweder gekauft, oder geerbt hatten, mussten