Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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bei jedem Schritte entgegen gekrächzt und gepipt wird.
Noch Eins, zum Schlusse. Ich befinde mich hier in einer der düstersten Gegenden Deutschlands. Aber ich muss gestehen, dass ich die Bildung des gemeinen Landmanns hier viel besser gefunden habe, als in der Nähe von Deutschlands aufgeklärtester Stadt, in der Nähe von – Berlin. Es ist ein höchstseltener Fall, hier auf einen Bauer zu treffen, der nicht schreiben und lesen kann. Dort, damit ich nicht übertreibe, giebt es unter sechs kaum Einen, der sich auf diese Künste versteht. Und selbst in Berlin hat es unter der Mittelklasse mit der gerühmten Aufklärung ein Ende. Man könnte dem Herrn NIKOLAI in seiner eigenen Vaterstadt die erbärmlichsten Seitenstücke zu den von ihm angeführten Beispielen des Aberglaubens in Baiern und Östreich sammeln. Wenn doch die Herren bedächten, dass die höhern Klassen allein noch kein Volk ausmachen.
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/146&oldid=- (Version vom 29.6.2023)