Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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von weitem an, den ehrwürdigen Lurlei zu necken. Wir liessen uns an das linke Ufer fahren, und stiegen an’s Land, um unter freiem Himmel unsere Abendmahlzeit zu halten. Unterdessen stimmten sich unsere Gefährten zur Musik. Diess war die angenehmste Stunde, die ich während der ganzen Reise gehabt habe. Der Ruf der schmetternden Trompete und des ernsten Waldhorns war unbeschreiblich angenehm und überraschend in der Stille des Abende. Wild und trotzig antwortete das Echo zuerst, und schien seine Schwestern in den hintern Gebirgen aufzufordern, die immer leiser und leiser, je weiter sie entfernt waren, antworteten. Zuletzt liess sich noch ganz nahe eine vorlaute Stimme hören, die das Conzert beschloss. Der Zwischenraum vor der ersten Antwort des Echo’s ist gross genug, um drei biss vier regelmässig auf einander folgende Töne aufzunehmen, und deutlich zurück zu geben.
Spät hatten wir noch ein Abenteuer zu bestehen, das gefährlich genug war, um die Furchtsamen unter uns in Angst und Schrecken zu setzen. Diess war nach dem Bingerloch noch eine Charibdis, die Bank bei St. Goar genannt. Die Schiffer halten diesen Pass wirklich für gefährlich; kaum wissen aber die ältesten Leute von einem
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/171&oldid=- (Version vom 2.11.2023)