Seite:JN Becker - Beschreibung meiner Reise 1799.pdf/230

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doch hielten die Einwohner von Koblenz eine Übergabe für ganz unmöglich, und waren selbst an dem entscheidenden Tage noch voll der besten Zuversicht, indess Kurfürst, Adel und Pfaffen ihre Habseligkeiten schon längst über den Rhein gerettet hatten [1]. Die Östreicher selbst waren so unbekümmert, dass ich mit meinen Freunden bei der höchsten Gefahr alle Werke jenseits der Mosel in Augenschein nehmen durfte, ohne von einem Menschen gestört zu werden. Es ward selbst so wenige Vorsicht aufgewendet, dass stündlich Reisende durch die östreichischen Vorposten nach Andernach gingen, wo der Vortrab der republikanischen Armee schon auf Befehle wartete, weiter vorzurücken. Der Oberbefehlshaber hatte einige Tage vorher an den Kommandanten von Koblenz den Befehl geschickt, diese Stadt nur so lange zu halten, biss die auf dem Hunsrücken stehenden östreichischen

  1. Es steht zu erwarten, wie man mit den deutschen Ausgewanderten verfahren wird. Hart wäre es allerdings, wenn man sie mit den französischen in eine Klasse setzen wollte. Aber Strafe, hohe Strafe haben sie verdient, und sie wird ihnen werden. Es versteht sich übrigens von selbst, dass man nur diejenigen als Emigranten betrachten kann, die mit freiem Willen ausgewandert, und nicht von entschuldigenden Verhältnissen, z. B. von väterlicher Gewalt, dazu gezwungen worden sind.