Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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doch ängstigte er ihn sehr, weil er nicht daran Schuld sein wollte, dass Menschen vom Gewitter erschlagen würden. Er bat seinen Vater, diesen wichtigen Skrupel einigen seiner geheimen Räthe zur Widerlegung mitzutheilen.
ALEXANDER antwortete abermahls, und suchte alle nur möglichen Gründe zur Beruhigung seines Sohnes hervor, schlug aber die Untersuchung durch seine geheimen Räthe ab. Der Erbprinz wand sich darauf an den reformirten Prediger WINZ, und bat sich eine Antwort auf die Frage aus: ob es erlaubt sei zu pissen, weil man dadurch (aus den oben schon angeführten Ursachen) ein Henker des Menschengeschlechts würde? WINZ, ein Mann von Kopf und Herz, suchte den Prinzen zu beruhigen, und ihm die Nichtigkeit seiner Skrupel vorzustellen, aber auch ohne allen Erfolg, denn es hatten sich bei Hofe böse Menschen in’s Spiel gemischt, die aus der Lage des Prinzen Vortheil zu ziehen suchten, und ihn von allen Seiten in seinen Thorheiten unterstützten. Es fanden sich Abenteuerer ein (wie denn Neu-Wied seit seiner Blüte immer auch der Aufenthaltsort der Abenteuerer war), die Plane entwarfen, und sie ihm zur Ausführung vorlegten. Je sonderbarer dergleichen Vorschläge waren, desto eher entrirte sie FRIEDRICH KARL.
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/297&oldid=- (Version vom 28.1.2024)