Seite:JN Becker - Beschreibung meiner Reise 1799.pdf/447

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Gegenden auftreiben könnte. Zu einem solchen Werke gehört wenigstens ein Menschenalter und die vereinigte Kraft mehrerer einheimischer Gelehrten aus verschiedenen Gegenden, denn bei der auffallenden Abwechselung der Sprache und ihrer Regeln, dürfen es nicht bloss Koblenzer sein, sondern es müssen sich Trierer, Koblenzer, Eifeler, Maienfelder, Hunsrücker und Mosellaner zu diesem Zwecke verbinden. In jedem der genannten Districte spricht man anders, und ich getraue mir den Geburtsort eines Jeden in einer Entfernung von einigen Meilen aus ihrer Sprache zu unterscheiden. Ich will die Hauptmomente dieses Unterschiedes hier kurz angeben.

Der Koblenzer nimmt den Mund immer sehr voll, und unterscheidet sich besonders dadurch, dass er das s in sch, st in scht, sp in schsp verwandelt. Mit den übrigen hat er das gemein, dass er a wie o, und u wie i ausspricht. Jene Umänderung das a in o, hat so etwas Unangenehmes, dass man sich immer die Ohren verstopfen möchte. Wenn man dagegen diesen nähmlichen Fehler aus dem Munde eines Niederdeutschen hört, aus dem Munde eines Mecklenburgers, eines Hollsteiners, und besonders eines Hannoveraners, (der nächst dem Braunschweiger, nicht Meissner, in Deutschland am besten spricht), so schlägt er sogar angenehm an’s Ohr. Ich habe oft die Probe gemacht, und das a wie o nach niederdeutscher und nach Koblenzer Art in Gesellschaft von Ausländern ausgesprochen, und dann gefragt: klingt euch das unangenehm? Dort war immer nein, und hier, abscheulich, unerträglich die Antwort.