Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
|
für die Rechte der Menschheit nicht absprechen kann, werden nun merklich geschätzt und geliebt, da sie in den Bürgerstand zurückgetreten sind, von dem sie ehemahls gegen ihren Willen von dem Schwalle der Schranzen und Flachköpfe entfernt gehalten wurden.
Alle alten Völker haben ihren Adel gehabt, sagen die Herren, und ihr Republikaner selbst, die ihr doch von begünstigten Volksklassen nichts hören wollt, habt euern Adel. Warum wollt ihr denn uns, die wir seit Jahrhunderten das Recht auf unsere Güter ersessen haben, aus euerer Mitte vertreiben? Vor einigen Wochen hatte sogar Einer die Kühnheit, hier öffentlich eine Schrift über die Rechte des Adels diesseits des Rheins zu verbreiten, und sie dem Regierungs-Kommissär zur Prüfung vorzulegen. Er bekam aber die lakonische Antwort: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Seit der Zeit haben sie wieder ein Pamphlet in Unlauf gesetzt, worinn sie zu erweisen suchen, dass sie in der That arbeiteten. Das Ganze läuft aber zuletzt auf eine alberne Schnurre hinaus, die dem Publikum viel Spass gemacht hat. Ein Kammerherrn-Schlüssel, der kein Gemach öffnet, ist freilich eine schwere Last, und täglich eine Singstunde im Dom, die man aber allenfalls abkaufen
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/79&oldid=- (Version vom 4.8.2023)