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gehört – jetzt eben haben ja einige von euch so etwas im Lärme hervorgestoßen, wie z. B. dass sie zur Befreiung der Hauptstadt da seien – ein Wort, welches uns das Lügengenie dieser Ruchlosen noch staunenswerter erscheinen lässt, als es ihre verwegensten Thaten sein könnten. 246 Fürwahr, man hätte ja Männer, denen die Freiheitsliebe, sozusagen, im Blute liegt, und die darum äußerst rasch bei der Hand sind, einem Feinde von außen mit den Waffen entgegenzutreten, nicht anders füglich gegen uns aufhetzen können, als dadurch, dass man von einem Verrathe an der heißgeliebten Freiheit faselte. 247 Aber eure Sache wäre es wenigstens, sowohl die Personen der Verleumder als diejenigen, gegen welche die Lüge geschleudert wird, euch näher anzusehen und die Wahrheit nicht aus erlogenen Phrasen, sondern aus allgemein zugänglichen Thatsachen zu erschließen. 248 Was sollte uns denn auch angefochten haben, dass wir uns selbst gerade jetzt an die Römer verkaufen sollten, da wir doch die freie Wahl hatten, sei es, vor aller Anfang überhaupt nicht abzufallen, sei es, nach geschehenem Abfall alsbald uns wieder den Römern zu nähern, zu einer Zeit, wohl gemerkt, wo noch das Land ringsum nicht verwüstet war? 249 Gegenwärtig ist es ja für uns selbst mit dem besten Willen nicht mehr leicht, eine friedliche Lösung zu finden, da die Römer die Niederwerfung von Galiläa übermüthig gemacht hat, und eine schmeichelnde Annäherung von unserer Seite in dem Augenblick, da sie uns schon so nahe sind, uns eine Schmach eintragen würde, bitterer als der Tod. 250 Ich für meinen Theil wollte freilich lieber den Frieden als den Tod; ist es aber einmal zum Kriege gekommen, und der Zusammenstoß geschehen, so geht mir ein ruhmvoller Tod über das Leben eines Kriegsgefangenen. 251 Uebrigens, was will man denn eigentlich behaupten? dass wir etwa, die Vorsteher des Volkes, heimlich zu den Römern geschickt haben? oder dass auch das Volk selbst diesem Beschlusse allgemein beigetreten ist? 252 Sind es nur wir gewesen, dann heraus mit den Namen der Freunde, welche jene Gesandschaft übernommen haben, heraus mit den Namen der Diener, welche beim Verrathe Handlangerdienste geleistet! Hat man Jemand beim Hingehen ertappt? oder bei der Rückkehr aufgegriffen? Ist man in den Besitz von Schriftstücken gelangt? 253 Wie hätten wir doch soviele Bürger, mit denen wir stündlich zu verkehren haben, überhaupt täuschen können? Den wenigen aber, die noch dazu bewacht werden, und die nicht einmal in die Stadt vom Tempel herabkommen dürfen, denen allein soll natürlich das, was sich heimlich im Lande vorbereitete, bekannt geworden sein?! 254 Und jetzt erst haben sie das erfahren, aus dem Grunde, weil sie gerade jetzt für ihre Unthaten den gerechten Lohn empfangen sollten.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/324&oldid=- (Version vom 1.8.2018)