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und nachdem kein gesunder Fleck mehr am ganzen Leibe war, der noch hätte zerrissen werden können, mussten sie schließlich froh sein um den letzten Schwertstreich. 330 Wie die Gefangennahme am Tage, so wurden die Hinrichtungen regelmäßig bei der Nacht vorgenommen, worauf man die Leichen hinausschaffte und einfach hinwarf, um wieder Platz für neue Gefangene zu bekommen. 331 Der Schrecken unter dem Volke war so groß, dass Niemand über die Hinrichtung eines Verwandten offen zu weinen noch ihn zu begraben wagte: nur in der Stille des verriegelten Kämmerleins fielen die Zähren, und selbst dort wachte noch die Angst über die Seufzer, damit ja keiner von den Feinden etwas auffangen könnte. 332 Denn, wer trauerte, den ereilte sofort das Schicksal des Betrauerten. Nur während der Nacht nahm man ein paar Handvoll Staub und streute ihn über die Leichen: bei Tag nur, wer den Tod riskieren mochte. 333 12.000 Männer von edler Abkunft wurden auf diese Weise hingeschlachtet.

(4.) 334 Nachdem selbst die Zeloten bereits Ekel empfanden beim Anblick der Ströme von Blut, die sie vergossen, suchten sie nunmehr mit Gericht und Recht ihren Spott zu treiben, 335 und zwar hatten sie es dabei auf den Tod eines der erlauchtesten Männer, des Zacharias, Sohnes des Baruch, abgesehen. Was sie gegen den Mann aufreizte, das war sein gründlicher Abscheu vor allem Schlechten und seine überaus große Liebe zur Freiheit; außerdem war er auch reich, so dass sie von ihrer That nicht bloß die Beschlagnahme seines Vermögens, sondern noch überdies die Beseitigung eines Menschen erhofften, der seine Macht zu ihrer Unterdrückung benützen konnte. 336 Auf ihre bestimmte Weisung mussten siebzig in öffentlichen Stellungen befindliche Bürger in den Tempel kommen, wo man sie, wie bei einem Theaterstück, als Richter dasitzen ließ, ohne ihnen die mindeste Gewalt zu geben. Vor diesen erhoben sie nun gegen Zacharias die Anschuldigung, dass er den Römern Alles in die Hände liefern wolle und zu diesem Zwecke schon eine hochverrätherische Botschaft an Vespasian habe gelangen lassen. 337 Für diese Beschuldigung hatten sie weder einen Beweis noch einen Zeugen, sondern sie stützten sich nur wieder auf ihre eigene Behauptung, dass sie davon ganz überzeugt wären, und erklärten, dies allein müsse schon die Wahrheit ihrer Anklagen verbürgen. 338 Zacharias war sich übrigens nur zu wohl bewusst, dass es für ihn keine Hoffnung auf Rettung mehr gebe: war er doch, wie er sich sagen musste, nicht so sehr ein vor Gericht geladener Angeklagter, als vielmehr nur ein unter diesem listigen Vorwand schon zum Tode bestimmter Gefangener, und so wollte er denn sein Leben, für das er keine Hoffnung mehr hatte, nicht schließen, ohne den

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/333&oldid=- (Version vom 1.8.2018)