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sie sich in ein Dorf, namens Bethennabris, zusammen. 421 Daselbst trafen sie eine nicht unbeträchtliche Zahl junger Leute an, welche sich von ihnen zum Theil freiwillig bewaffnen ließen, zum andern Theil aber dazu gezwungen wurden, worauf man auf gut Glück auf die Mannschaft des Placidus heranstürmte. 422 Dieselbe wich beim ersten Stoß ein wenig zurück, nicht ohne die schlaue Absicht, den Feind von der Mauer weiter wegzulocken. 423 Sobald sie denselben in der rechten Lage hatten, schwenkten die Reiter um die Juden herum und überschütteten sie mit ihren Wurfspießen: wer fliehen wollte, dem war auf diese Weise durch die Reiter der Weg abgeschnitten, während das Fußvolk kräftig auf die noch stehenden Massen einhieb. 424 Die Juden sanken, ohne einen anderen Erfolg zu erreichen, als den, ihre Tollkühnheit gezeigt zu haben. Die Römer, auf die sie einstürmten, standen in dichten Schlachtreihen und glichen in ihren Rüstungen lebendigen Mauern, so dass die Juden weder mit ihren Geschossen eine verwundbare Stelle zu treffen noch bei aller Anstrengung die Schlachtlinien zu durchbrechen vermochten, 425 wohl aber umgekehrt von deren Wurfgeschossen selbst vollständig durchbohrt wurden und wie die tollsten Bestien selber ins Eisen liefen. So erlagen die einen im stehenden Kämpfe dem Schwerte des Feindes, die anderen auf der Flucht den Attaquen der Reiter.

426 (5.) Placidus hatte es nämlich besonders darauf abgesehen, dem ganzen Haufen den Rückzug nach dem Dorfe zu verlegen. Zu diesem Zwecke sprengte er in Person gestreckten Laufes nach dieser Richtung an den Juden vorüber, 427 warf dann das Pferd herum und schoss sofort auf die Feinde, von denen die allernächsten ihm ein sehr gutes Ziel boten und darum leicht niedergestreckt wurden, während die entfernteren in ihrer Angst vor ihm Kehrt machten, bis sich endlich doch die tapfersten aus ihnen mit aller Gewalt durchschlugen und fliehend die Mauer erreichten. 428 Jetzt aber kamen die Wachen in die größte Verlegenheit: denn die Gadarener zum Dorfe hinauszusperren, das konnten sie schon wegen ihrer eigenen Leute nicht über sich bringen, ließ man aber dieselben herein, so waren voraussichtlich alle miteinander verloren. Das blieb auch nicht aus. 429 Schon in dem Momente, da sich alles in dichten Haufen an die Mauern herandrängte, wären auf ein Haar fast auch die römischen Reiter mit eingedrungen. Aber auch dann, nachdem es den Juden noch gelungen war, die Thore zuzuwerfen, brachte Placidus durch einen Sturm, den er bis zum Eintritt der Dämmerung in heldenmüthigster Weise unterhielt, Mauer und Stadt in seine Gewalt. 430 Die kampfunfähige Menge ward nun kurzweg niedergestoßen, während die kräftigere Mannschaft entfliehen konnte. Die Häuser wurden von den Soldaten ausgeplündert, und

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/343&oldid=- (Version vom 1.8.2018)