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mehr vertragen konnte, die Nahrung nur kleinweis beibrachten. 550 Aber glücklich einer Gefahr entgangen, wurden die letzteren von einem anderen Unheil ereilt. Im Lager der Syrer überraschte man nämlich einen von den Ueberläufern in dem Augenblicke, wie er eben aus seinen Excrementen Goldstücke heraussuchte. Wie wir schon früher gesagt haben, verschluckten die Ausreißer, weil die Rebellen jeden genau durchsuchten, ihre Goldmünzen, von denen damals eine große Menge in der Stadt circulierte, so dass man ein solches Goldstück, das vordem 25 attische Drachmen (Attiken) galt, jetzt um 12 einwechseln konnte. 551 Da man nun aber einmal bei einem wenigstens auf den Kniff gekommen war, so drang das Gerücht von einem Lager zum andern, dass die Ueberläufer bei ihrer Ankunft den Leib voll Gold hätten, und infolgedessen wurden von da an den Schutzflehenden vom Schwarm der Araber und von den Syrern der Leib aufgeschnitten und der Magen durchsucht, 552 nach meiner Meinung wohl noch das grauenhafteste Schicksal, das die Juden ereilt hat: wurde doch in einer einzigen Nacht bei 2000 Menschen der Bauch aufgeschlitzt!

553 (5.) Als dem Titus diese Ruchlosigkeit zu Ohren kam, fehlte nicht viel, dass er die Schuldigen durch seine Reiterei hätte sofort in die Mitte nehmen und niederschießen lassen. Aber es waren zu viele in die Greuelthat verwickelt, so dass die Zahl derer, die man hätte hinrichten müssen, die Menge der Hingeschlachteten um ein Vielfaches überstieg. 554 So beschränkte sich denn Titus darauf, die Befehlshaber der Hilfstruppen, wie auch die der Legionen, unter denen ebenfalls einige Soldaten in diese Anklage einbezogen worden waren, zusammenzurufen, um beiden Theilen des Heeres eine Strafrede zu halten. 555 Er sei empört, ließ er die Römer an, wie sogar einige unter seinem unmittelbaren Befehle stehende Soldaten um eines zweifelhaften Gewinnes willen sich zu einer solchen Schandthat herbeilassen und so wenig die Ehre ihrer Waffen, die doch selbst mit Silber und Gold ausgelegt wären, respectieren konnten! 556 Dann wandte er sich an die Araber und Syrer mit der zornigen Frage, wie sie sich denn fürs erste unterstehen könnten, in einem Kriege, den sie bloß unter dem Commando der Römer als Bundesgenossen mitmachten, ihren Leidenschaften in einer Weise zu fröhnen, als wären sie selbst die Herren, und wie sie dann noch ihre grausame Mordlust und ihren Judenhass unter dem Namen der Römer verstecken könnten, indem man wirklich bereits einige Römer mit dem schändlichen Gerüchte in Verbindung bringe. 557 Zuletzt drohte Titus den Arabern und den Syrern, jeden zum Tode führen zu lassen, der noch einmal bei einer solchen Unthat betroffen würde. Die Legionssoldaten hingegen erhielten von ihm den Befehl,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/435&oldid=- (Version vom 1.8.2018)