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behandelte, konnte man sich ein sehr klares Bild von dem ganzen Feldzuge machen. 143 Hier schaute man z. B. ein glückliches Land, verheert von römischen Scharen, dort wurden eben ganze Schlachtreihen feindlicher Krieger niedergemäht, während andere auf voller Flucht begriffen waren, und wieder andere als Sclaven fortgetrieben wurden. Dann sah man wieder, wie Mauern von ungeheurer Größe unter den Stößen der Widdermaschinen in Schutt und Trümmer sanken, und steile Vesten erklommen wurden. Dann erschienen volkreiche Städte mit ihren Ringmauern, auf deren Zinnen bereits die Römer standen, 144 indes das übrige Heer sich durch die Breschen der Mauern in die Stadt wälzte, wo man überall die grässlichsten Mordscenen und die Gruppen der Wehrlosen mit flehend erhobenen Händen sehen konnte. Dort war ein Tempel abgebildet, in den man soeben die Brandfackel hineinschleuderte, dann eine Reihe von Häusern, die von den Siegern über den Leichen ihrer Eigenthümer zusammengerissen wurden. 145 Zuletzt kamen auch Flüsse, welche zunächst eine endlose und traurige Wüste durcheilten, um dann, nicht etwa bebautes Land zu befruchten und Menschen und Thiere zu tränken, sondern bloß den Feuerschein unzähliger brennender Städte und Flecken widerzuspiegeln: kurz die ganze Kette von Leiden war da zu schauen, die von dem Augenblick an über die Juden hereinbrechen sollte, wo sie sich freiwillig der Kriegsfurie in die Arme geworfen hatten. 146 So stellten diese Tafelgemälde durch ihre kunstvolle Behandlung und ihren kolossalen Umfang denen, die den Feldzug nicht mitgemacht hatten, dennoch alle seine Einzelnheiten mit einer Anschaulichkeit vor Augen, als stünden sie jetzt mitten unter ihnen. 147 Auf jedem Schaugerüste hatte auch stets der Commandant der betreffenden eroberten Stadt genau in derselben äußeren Verfassung, wie er gefangen genommen worden, seinen Platz einnehmen müssen. 148 Es kamen dann auch noch viele Schiffe, und ein Beutezeug ohne Ende; die weitaus schönsten Stücke darin waren im Tempel zu Jerusalem getroffen worden: so ein goldener, viele Talente schwerer Tisch und ein Leuchter, der ebenfalls aus Gold bestand, aber in seiner Arbeit von den bei uns im gewöhnlichen Gebrauche stehenden Leuchtern abwich. 149 Denn mitten aus dem Fußgestell ragte ein Schaft auf, von dem dann wieder dünnere Zweige, ähnlich wie die Zurken bei einem Dreizack, ausgiengen, deren Krönung eine aus Erz gearbeitete Lampe bildete. Es waren ihrer sieben Arme, um die hohe Würde des siebenten Tages bei den Juden symbolisch darzustellen. 150 Den Schluss der Beutestücke machte das Gesetzbuch der Juden. 151 Darauf zogen viele mit Statuen der Siegesgöttin vorüber, die durchwegs aus Elfenbein und Gold hergestellt waren. 152 Endlich kam Vespasian gefahren

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/508&oldid=- (Version vom 1.8.2018)