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Zehntes Capitel.
Flüchtige Sicarier in Aegypten. Gefahr der dortigen Judencolonie. Verfolgung der Sicarier. Geschichte des Oniastempel. Seine Schließung durch Vespasian.

407 (1.) Nach dieser wichtigen Eroberung, die durch eine auf der Veste zurückgelassene Besatzung gesichert wurde, rückte der römische Feldherr mit seinen Truppen nach Cäsarea ab. 408 Die Rebellen im Lande waren ja nunmehr ohne Ausnahme vernichtet, und ganz Judäa durch den langwierigen Krieg vollständig niedergeworfen, nicht ohne dass der Kampf im Mutterlande sogar viele der entlegensten Judencolonien in Mitleidenschaft gezogen und in gefahrvolle Wirren gestürzt hätte. 409 Auch selbst nach seiner Beendigung sollten zu Alexandrien in Aegypten noch viele Juden ihren Tod finden. 410 Einigen von der Partei der Sicarier war es nämlich geglückt, sich durch die Flucht nach Alexandrien zu retten, wo sie nun, anstatt sich mit der gewonnenen Sicherheit zu bescheiden, neuerdings einen Umsturz versuchten, indem sie viele ihrer Gastfreunde, bei denen sie Unterkunft gefunden, mit ihren Freiheitsgelüsten zu erfüllen und ihnen die Vorstellung beizubringen suchten, als ob die Römer keineswegs den Juden überlegen wären, wobei sie auch die letzteren auf Gott, ihren einzig rechtmäßigen König, hinwiesen. 411 Da ihnen aber unter den Juden einige Männer von Ansehen entgegenzutreten wagten, so erdolchten sie etliche davon meuchlings und forderten die anderen mit ungestümem Drängen zum Abfall auf. 412 Wie nun die Häupter des jüdischen Rathes ihr wahnsinniges Vorhaben gewahrten, glaubten sie, schon im Interesse ihrer eigenen Sicherheit, die Sache nicht mehr ignorieren zu dürfen, sondern beriefen die gesammte Judenschaft zu einer Versammlung, vor welcher sie die wahnwitzigen Pläne der Sicarier enthüllten und dieselben als die eigentlichen Anstifter alles bisherigen Unheiles erklärten. 413 „Und jetzt“, schlossen sie, „wollen diese Leute, da sie nun einmal, auch trotz ihrer Flucht ins Ausland, noch immer nicht bestimmt auf ihre eigene Sicherheit rechnen können und, sobald von den Römern erkannt, augenblicklich verloren sind, in das von ihnen nur zu sehr verdiente Schicksal auch jene verwickeln, die sich doch von aller Mitschuld an ihren Verbrechen freigehalten haben. 414 Hütet euch also“, so lautete die letzte Mahnung an die Menge, „vor dem Verderben, das diese Menschen über euch bringen könnten, und zeiget den Römern durch ihre Auslieferung, dass ihr von ihren Verbrechen nichts wissen wolltet“. 415 Da die Versammelten die Größe der drohenden Gefahr sofort begriffen, stimmten sie auch dem Vorschlage bei und warfen sich mit großem Ungestüm auf die Sicarier, um sie vor das römische Gericht zu schleppen. 416 Ihrer 600 wurden gleich an Ort und Stelle verhaftet, alle jene aber, die sich tiefer ins Land hinein

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 535. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/535&oldid=- (Version vom 1.8.2018)