Seite:Köster Alterthümer 062.png

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als Erzbischof fortsetzte (er trug immer ein härenes Gewand auf dem Leibe und nährte sich nur von Brod und Wasser, zu welchem er erst im hohen Alter ein wenig Wein goß), die aufopferungsvolle Thätigkeit, die sich auf Nah und Fern erstreckte, alles dieses mußte die größte Ehrfurcht, wie die innigste Liebe zu ihm erwecken. War er denn ganz ohne Fehler? Wer wollte das von einem Menschen behaupten! Ausgar hatte namentlich Anfechtungen von Ruhmsucht, aber durch Gottes Gnade und anhaltendes Gebet erstickte er sie und wurde so demüthig, daß er einst zu seinen Freunden, die von seinen Wunderthaten redeten, sagte: „Wenn ich würdig wäre bei meinem Gott, so möchte ich ihn bitten, nur ein einziges Wunder zu gestatten, nämlich dies, daß er nach seiner Gnade einen guten Menschen aus mir machte.“

Es bleibt uns nun noch übrig, einen Blick auf das Ende unsers Ansgar zu werfen. Er hatte nie einen starken Körper gehabt und bei seinem mühevollen Leben ist es um so mehr zu bewundern, daß er erst im 64. Lebensjahre von einer Krankheit befallen wurde (Dyssenterie), die sich bald als eine Krankheit zum Tode herausstellte. Schwer waren seine Leiden, doch seine Ergebung überwand Alles. Nur das Eine schmerzte ihn, daß er die ersehnte Märtyrerkrone nicht erlangen sollte; er glaubte darin ein Zeichen seiner Verwerfung vor Gott sehn zu müssen und selbst der trostreiche Zuspruch seines treuen Rimbert war vergeblich. Doch Gott ließ ihn nicht ungetröstet; er meinte einst in wachendem Zustande eine himmlische Stimme vernommen zu haben, die ihn wegen seines Zweifels tadelte, ihm dann aber Ruhe und Frieden in’s Herz goß. Hierauf besorgte er, was er noch auf Erden zu besorgen hatte, vornämlich die Angelegenheiten der nordischen Mission und seines Erzbisthums und sah so dem Feste der Reinigung Mariä entgegen, welches, wie er hoffte, der Tag seines Heimgangs sein werde. Am Vorabende der Festes ordnete er, obwohl völlig entkräftet, alles für die Feier des folgenden Tages an, ließ dann drei große Kerzen aus reinem Wachs holen und befahl sie aufzustellen, die eine auf dem Altar der Maria, die anderen auf den Altären des Petrus und des

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 062. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_062.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)