Seite:Köster Alterthümer 115.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

durchgebildet. Er leugnete in diesem Verhöre das katholische Meßopfer und das Sacrament der Priesterweihe. Der Pabst wäre der rechte Antichrist, davon prophezeit wäre. Alle anderen gesalbten Priester, die sich nach Luthers Lehre nicht richten, seien Pharisäer. „Die Messe sei nichts, auch nichts zu achtende, man sollte sie fliehen, so weit man ein weiß Pferd abaugen könne im Felde. Kein Mensch könne was Gutes thun oder durch seine Werke selig werden. Marien-Gebilde sei nichts anderes, als ein Teufelskopf, man sollte das Bild von dem Altar stoßen.“ Er ward zum Feuertode verurtheilt.

Bevor man zur Hinrichtung schreiten konnte, hatte der Erzbischof noch ein ihm heiliges Amt zu verrichten.

Bruder Johann hatte gestanden, daß er Reliquien mit sich gebracht habe. Er mußte angeben, in welcher Herberge er dieselben niedergelegt habe. Der Erzbischof sandte ihnen entgegen. Als das Faß herbeigeschafft und geöffnet war, „wurde das Heiligthum mit großer Reverentz und Solennität herausgenommen,“ in herrlicher Procession in den Dom eingeholt, unter dem Geläute aller Glocken, mit Kreuzen und fliegenden Fahnen begleitet, und unter Gesang und Orgelspiel sorgfältig und ehrerbietig verwahrt.

Die Bücher, welche dasselbe Faß enthielt, waren Luthers Catechismen und Psalmen, „welche der Bischof auf Herr Michael von Mandelßloh Hoffe auf dem Pfort-Hause für dem Schornsteine verbrennen lassen mit grossem Eyfer.“

Darauf wurde Bruder Johann zum Tode geführt. Vor körperlicher Schwachheit konnte er sich kaum bewegen, aber sein Geist war klar und muthig. Es ward ein öffentliches Gericht über ihn gehalten auf dem Lügenstein – dem freien Platze vor der jetzigen Apotheke in Verden – und er feierlich zum Tode verurtheilt, weil er eine Nonne geheirathet und ketzerische Bücher in’s Land gebracht habe. Weder sein Lutherthum; noch sein kirchlicher Angriff auf den Domprediger wurden erwähnt.

Er ward auf einen Wagen gesetzt und unter Begleitung einer unzählbaren Volksmenge zum Feuer geführt. Unterwegs bat er die Leute, sie möchten ein Paternoster und ein Ave Maria für ihn sprechen. Man darf dies

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_115.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)