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behauptet: „die alten Deutschen hätten bloß Feldbau gekannt, nicht aber Obstbaumhöfe, Wiesen und Gärten; und hätten daher auch nur drei Jahrszeiten gehabt: Frühling, Sommer und Winter; während der Herbst, dem Namen und der Sache nach, ihnen unbekannt geblieben.“ Das Wahre ist wohl nur, daß sie den Namen des Herbstes (harvest) erst später erhalten haben.

Man hat oft nach den Gründen gefragt, warum in ganz Niedersachsen ein Hahn die gewöhnliche Zierde der Kirchthurmsspitzen sei? Eine Anspielung auf den Hahn St. Petri, und also eine Ermunterung zur geistlichen Wachsamkeit, ist wohl jenen Zeiten, da man anfing, christliche Kirchen zu bauen, viel zu fern liegend und zu fein. Sondern wie der Haushahn den anbrechenden Tag und die Witterung durch sein Geschrei dem Gehör ankündigt, so war es natürlich, daß man sein Abbild auf die Thurmspitzen pflanzte, und also die Menschen in ihren niederen Wohnungen an ihm zuerst den Anfang des schönen Gestirn’s, das dem Tage vorsteht, ferner Wind und Wetter, und selbst den jedesmaligen Stand der Sonne sichtbar erkennen konnten.

Vielleicht hängt hiermit auch zusammen das weit verbreitete Sprichwort: „um heil. drei Könige haben die Tage einen Hahnentritt gewonnen.“ Anscheinend ist dabei ein ländliches Längenmaaß als Zeitmaaß gebraucht; also der Sinn: um heil. drei Könige haben die Tage zwar nur ein wenig, aber doch schon bemerkbar zugenommen.

Endlich gedenken wir bei dieser Gelegenheit des im Kehdingschen üblichen Bohnenhahns. Was es damit auf sich habe, sagt eine kurze Mittheilung im Stader Sonntagsblatte von 1855, № 33: „Der Bohnenhahn im Kehdingschen ist gleichbedeutend mit dem Weizenhahn im Hadelnschen. Es wird nämlich in Hadeln, wenn die Erndte zum Theil vollbracht, und der Weizen zu Hause ist, und im Kehdingschen wenn die Erndte ganz beendigt ist und die Bohnen zu Hause sind, auf jedem Hofe den Dienstboten Tagelöhnern und überhaupt Allen, die sich an der Erndtearbeit betheiligt haben, nach altem Gebrauch ein guter Tag bereitet, der darin besteht, daß man auf einen Sonnabend-Abend einen Braten, gewöhnlich ein Lamm, mit Bier

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)