Seite:Köster Alterthümer 224.png

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eben so viel Breite; sie ist größtentheils eben, mit Ausnahme der Theile, über welche sich die Schlange hinstreckt und welche Erhöhungen und Vertiefungen bilden. Die Schlange folgt aber diesen Unebenheiten ganz getreu. Da läßt es sich nicht füglich denken, daß der kunstsinnige Meister solchen Störungen nicht abgeholfen hätte und noch weniger läßt sich annehmen, da die ebenere Fläche vorhanden war, daß er diese aus unerklärlichem Eigensinne nicht sollte für seine Darstellung gewählt haben, sintemal diese ihm Platz bot, das vollständige Bild des Drachen hinzulegen, wozu ihm sich ein Dutzend schlicklichere Blöcke außerdem anboten. Das Bild liegt aber nicht auf der Mitte des Blockes, sondern zwei Fuß auf der einen Kante fängt die Spitze des Schwanzes an und der übrige Körper erstreckt sich nicht nach der Mitte, sondern hält sich an die nähere Kante und zieht sich nun an die Seite hinab, so daß er nicht in der Ebene bleibt. Die Folge davon ist, man kann die ganze Schlange nicht mit einem Blick sehen, wenn der Stein die Stellung hat wie jetzt; aber wenn auch die horizontale zur senkrechten gemacht wird, bleibt doch derselbe Uebelstand. Und den sollte der Meister des Bildes nicht vorausgesehen haben?

Ich will eine andere Annahme voraussetzen: der Block hätte nicht mehr die erste Größe, nach Vollendung der Arbeit soll mehr als die Hälfte abgebrochen sein; so widerspricht dem, daß die Seite des Steins in der Nähe der Schlange keine Spur eines spätem Bruches zeigt, sie ist eben so anzufassen als die übrigen andern d. h. weich, nicht scharf, als wenn die Masse als Teig aus der Tiefe herausgehoben wäre. Ueberhaupt kann die Erhebung des Granits und seine Versprengung über die norddeutsche Steppe nur zu einer Zeit stattgefunden haben, als er noch nicht ganz erhärtet war, weil allen Blöcken scharfe Ecken und rauhe Seiten mangeln.“


Noch bliebe eine dritte Möglichkeit, daß die Schlange weder ein Petrefact, noch ein Manufact, sondern ein Naturspiel wäre. – Wir haben hier also ein interessantes Problem vor uns, welches gewiß verdient, von einem

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_224.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)