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0 Einleitung. 9

 Aber bey synthetischen Urtheilen a priori fehlt dieses Hülfsmittel ganz und gar. Wenn ich ausser dem Begriffe A hinaus gehen soll, um einen andern B, als damit verbunden zu erkennen, was ist das, worauf ich mich stütze, und wodurch die Synthesis möglich wird, da ich hier den Vortheil nicht habe, mich im Felde der Erfahrung darnach umzusehen. Man nehme den Satz: Alles, was geschieht, hat seine Ursache. In dem Begriff von Etwas, das geschieht, denke ich zwar ein Daseyn, vor welchem eine Zeit vorhergehet etc. und daraus lassen sich analytische Urtheile ziehen. Aber der Begriff einer Ursache zeigt Etwas von dem, was geschieht, verschiedenes an, und ist in dieser lezteren Vorstellung gar nicht mit enthalten. Wie komme ich denn dazu, von dem, was überhaupt geschiehet, etwas davon ganz verschiedenes zu sagen, und den Begriff der Ursachen, ob zwar in ienen nicht enthalten, dennoch, als dazu gehörig, zu erkennen. Was ist hier das X, worauf sich der Verstand stüzt, wenn er ausser dem Begriff von A ein demselben fremdes Prädicat aufzufinden glaubt, das gleichwohl damit verknüpft sey. Erfahrung kan es nicht seyn, weil der angeführte Grundsaz nicht allein mit grösserer Allgemeinheit, als die Erfahrung verschaffen kan, sondern auch mit dem Ausdruck der Nothwendigkeit, mithin gänzlich a priori und aus blossen Begriffen diese zweyte Vorstellungen zu der ersteren hinzufügt. Nun beruhet auf solchen synthetischen d. i. Erweiterungs-Grundsätzen die ganze Endabsicht unserer

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 009. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_009.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)