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329 II. Absch. Von den transscendent. Ideen. 329

 Ob wir nun gleich von den transscendentalen Vernunftbegriffen sagen müssen: sie sind nur Ideen, so werden wir sie doch keinesweges vor überflüßig und nichtig anzusehen haben. Denn wenn schon dadurch kein Obiect bestimt werden kan, so können sie doch im Grunde und unbemerkt dem Verstande zum Canon seines ausgebreiteten und einhelligen Gebrauchs dienen, dadurch er zwar keinen Gegenstand mehr erkent, als er nach seinen Begriffen erkennen würde, aber doch in dieser Erkentniß besser und weiter geleitet wird. Zu geschweigen: daß sie vielleicht von den Naturbegriffen zu den practischen einen Uebergang möglich machen, und den moralischen Ideen selbst auf solche Art Haltung und Zusammenhang mit den speculativen Erkentnissen der Vernunft verschaffen können. Ueber alles dieses muß man den Aufschluß in dem Verfolg erwarten.

 Unserer Absicht gemäß setzen wir aber hier die practische Ideen bey Seite und betrachten daher die Vernunft nur im speculativen, und in diesem noch enger, nemlich nur im transscendentalen Gebrauch. Hier müssen wir nun denselben Weg einschlagen, den wir oben bey der Deduction der Categorien nahmen, nemlich die logische Form der Vernunfterkentniß erwägen, und sehen, ob nicht etwa die Vernunft dadurch auch ein Quell von Begriffen werde, Obiecte an sich selbst, als synthetisch a priori bestimt, in Ansehung einer oder der andern Function der Vernunft, anzusehen.

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_329.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)