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336 Elementarl. II. Th. II. Abth. I. Buch. 336

Weise nach sich ziehen müsse, ein Gedanke der, beym ersten Anblick, äusserst paradox zu seyn scheint.

 Von diesen transscendentalen Ideen ist eigentlich keine obiective Deduction möglich, so wie wir sie von den Categorien liefern konten. Denn in der That haben sie keine Beziehung auf irgend ein Obiect, was ihnen congruent gegeben werden könte, eben darum, weil sie nur Ideen sind. Aber eine subiective Anleitung derselben aus der Natur unserer Vernunft konten wir unternehmen und die ist im gegenwärtigen Hauptstücke auch geleistet worden.

 Man sieht leicht: daß die reine Vernunft nichts anders zur Absicht habe, als die absolute Totalität der Synthesis auf der Seite der Bedingungen (es sey der Inhärenz, oder der Dependenz, oder der Concurrenz) und daß sie mit der absoluten Vollständigkeit von Seiten des Bedingten nichts zu schaffen habe. Denn nur allein iener bedarf sie, um die ganze Reihe der Bedingungen vorauszusetzen, und sie dadurch dem Verstande a priori zu geben. Ist aber eine vollständig (und unbedingt) gegebene Bedingung einmal da, so bedarf es nicht mehr eines Vernunftbegriffs in Ansehung der Fortsetzung der Reihe; denn der Verstand thut ieden Schritt abwerts, von der Bedingung zum Bedingten, von selber. Auf solche Weise dienen die transscendentale Ideen nur zum Aufsteigen in der Reihe der Bedingungen, bis zum Unbedingten, d. i. zu den Principien. In Ansehung des Hinabgehens zum

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_336.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)