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547 IX. Absch. Vom empir. Gebrauche des regul. etc. 547

gar nicht zur Receptivität der Sinnlichkeit gezählt werden kan. Wir nennen diese Vermögen Verstand und Vernunft, vornemlich wird die leztere ganz eigentlich und vorzüglicher Weise von allen empirischbedingten Kräften unterschieden, da sie ihre Gegenstände blos nach Ideen erwägt und den Verstand darnach bestimt, der denn von seinen (zwar auch reinen) Begriffen einen empirischen Gebrauch macht.

 Daß diese Vernunft nun Caussalität habe, wenigstens wir uns eine dergleichen an ihr vorstellen, ist aus den Imperativen klar, welche wir in allem Practischen den ausübenden Kräften als Regeln aufgeben. Das Sollen drückt eine Art von Nothwendigkeit und Verknüpfung mit Gründen aus, die in der ganzen Natur sonst nicht vorkomt. Der Verstand kan von dieser nur erkennen, was da ist, oder gewesen ist, oder seyn wird. Es ist unmöglich, daß etwas darin anders seyn soll, als es in allen diesen Zeitverhältnissen in der That ist, ia das Sollen, wenn man blos den Lauf der Natur vor Augen hat, hat ganz und gar keine Bedeutung. Wir können gar nicht fragen: was in der Natur geschehen soll, eben so wenig, als: was vor Eigenschaften ein Cirkel haben soll, sondern was darin geschieht, oder welche Eigenschaften der leztere hat.

 Dieses Sollen nun drükt eine mögliche Handlung aus, davon der Grund nichts anders, als ein blosser Begriff ist; dahingegen von einer blossen Naturhandlung der

Grund Mm 2 Grund
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 547. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_547.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)