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558 Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptst. 558

welche die Ursache von den Erscheinungen unserer Sinnenwelt enthalten, haben darthun wollen. Denn ausser, daß dieses gar keine transscendentale Betrachtung, die blos mit Begriffen zu thun hat, gewesen seyn würde: so könte es auch nicht gelingen, indem wir aus der Erfahrung niemals auf etwas, was gar nicht nach Erfahrungsgesetzen gedacht werden muß, schliessen können. Ferner haben wir auch gar nicht einmal die Möglichkeit der Freiheit beweisen wollen; denn dieses wäre auch nicht gelungen, weil wir überhaupt von keinem Realgrunde und keiner Caussalität, aus blossen Begriffen a priori, die Möglichkeit erkennen können. Die Freiheit wird hier nur als transscendentale Idee behandelt, wodurch die Vernunft die Reihe der Bedingungen in der Erscheinung durch das Sinnlichunbedingte schlechthin anzuheben denkt, dabey sich aber in eine Antinomie mit ihren eigenen Gesetzen, welche sie dem empirischen Gebrauche des Verstandes vorschreibt, verwikelt. Daß nun diese Antinomie auf einem blossen Scheine beruhe und, daß Natur der Caussalität aus Freiheit wenigstens nicht widerstreite, das war das einzige, was wir leisten konten und woran es uns auch einzig und allein gelegen war.



IV. Auf-
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 558. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_558.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)