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609 V. Absch. Unmöglichkeit eines cosmol. Beweises etc. 609

wolte, gleichwol aber seinen Schlüssen, obzwar versteckter Weise, unterlegte.

 So ist denn der zweite Weg, den die speculative Vernunft nimt, um das Daseyn des höchsten Wesens zu beweisen, nicht allein mit dem ersten gleich trüglich, sondern hat noch dieses tadelhafte an sich, daß er eine ignoratio elenchi begeht, indem er uns verheißt, einen neuen Fußsteig zu führen, aber, nach einem kleinen Umschweif, uns wiederum auf den alten zurück bringt, den wir seinetwegen verlassen hatten.

 Ich habe kurz vorher gesagt: daß in diesem cosmologischen Argumente sich ein ganzes Nest von dialectischen Anmassungen verborgen halte, welches die transscendentale Critik leicht entdecken und zerstören kan. Ich will sie iezt nur anführen und es dem schon geübten Leser überlassen, den trüglichen Grundsätzen weiter nachzuforschen und sie aufzuheben.

 Da befindet sich denn z. B. 1. der transscendentale Grundsatz: vom Zufälligen auf eine Ursache zu schliessen, welcher nur in der Sinnenwelt von Bedeutung ist, ausserhalb derselben aber auch nicht einmal einen Sinn hat. Denn der blos intellectuelle Begriff des Zufälligen kan gar keinen synthetischen Satz, wie den der Caussalität, hervorbringen, und der Grundsatz der lezteren hat gar keine Bedeutung und kein Merkmal seines Gebrauchs, als nur in der Sinnenwelt; hier aber solte er gerade dazu dienen, um über die Sinnenwelt hinaus zu kommen. 2. Der

Schluß, Qq Schluß,
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 609. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_609.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)