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620 Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. III. Hauptst 620

in ein constitutives verwandelt werde, welche Unterschiebung sich dadurch offenbart: daß, wenn ich nun dieses oberste Wesen, welches respectiv auf die Welt schlechthin (unbedingt) nothwendig war, als Ding vor sich betrachte, diese Nothwendigkeit keines Begriffs fähig ist, und also nur als formale Bedingung des Denkens, nicht aber als materiale und hypostatische Bedingung des Daseyns, in meiner Vernunft anzutreffen gewesen seyn müsse.


Des dritten Hauptstücks
Sechster Abschnitt.
Von der
Unmöglichkeit des physicotheologischen Beweises.

Wenn denn weder der Begriff von Dingen überhaupt, noch die Erfahrung von irgend einem Daseyn überhaupt, das, was gefodert wird, leisten kan, so bleibt noch ein Mittel übrig, zu versuchen, ob nicht eine bestimte Erfahrung, mithin die, der Dinge der gegenwärtigen Welt, ihre Beschaffenheit und Anordnung einen Beweisgrund abgebe, der uns sicher zur Ueberzeugung von dem Daseyn eines höchsten Wesens verhelfen könne. Einen solchen Beweis würden wir den physicotheologischen nennen. Solte dieser auch unmöglich seyn: so ist überall kein gnugthuender Beweis aus blos speculativer Vernunft vor das Daseyn eines Wesens, welches unserer transscendentalen Idee entspräche, möglich.

Man
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 620. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_620.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)