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621 VI. Absch. Unmöglichkeit eines physicotheolog. etc. 621

 Man wird nach allen obigen Bemerkungen bald einsehen, daß der Bescheid auf diese Nachfrage ganz leicht und bündig erwartet werden könne. Denn, wie kan iemals Erfahrung gegeben werden, die einer Idee angemessen seyn solte? Darin besteht eben das Eigenthümliche der lezteren, daß ihr niemals irgend eine Erfahrung congruiren könne. Die transscendentale Idee von einem nothwendigen allgnugsamen Urwesen ist so überschwenglich groß, so hoch über alles Empirische, das iederzeit bedingt ist, erhaben, daß man theils niemals Stoff genug in der Erfahrung auftreiben kan, um einen solchen Begriff zu füllen, theils immer unter dem Bedingten herumtappt und stets vergeblich nach dem Unbedingten, wovon uns kein Gesetz irgend einer empirischen Synthesis ein Beispiel, oder dazu die mindeste Leitung giebt, suchen wird[WS 1].

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 Würde das höchste Wesen in dieser Kette der Bedingungen stehen, so würde es selbst ein Glied der Reihe derselben seyn und, eben so, wie die niedere Glieder, denen es vorgesezt ist, noch fernere Untersuchung wegen seines noch höheren Grundes erfodern. Will man es dagegen von dieser Kette trennen und, als ein blos intelligibeles Wesen, nicht in der Reihe der Naturursachen mit begreifen: welche Brücke kan die Vernunft alsdenn wol schlagen, um zu demselben zu gelangen? Da alle Gesetze des Ueberganges von Wirkungen zu Ursachen, ia alle Synthesis und Erweiterung unserer Erkentniß überhaupt auf nichts anderes, als mögliche Erfahrung, mithin blos auf

Gegen-

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 621. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_621.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)