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698 Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. III. Hauptst. 698

wir gar keinen Begriff haben, was es an sich selbst sey (einen blos transscendentalen Gegenstand), aber, in Beziehung auf die systematische und zweckmässige Ordnung des Weltbaues, welche wir, wenn wir die Natur studiren, voraussetzen müssen, haben wir ienes uns unbekante Wesen nur nach der Analogie mit einer Intelligenz (ein empirischer Begriff) gedacht, d. i. es in Ansehung der Zwecke und der Vollkommenheit, die sich auf demselben gründen, gerade mit denen Eigenschaften begabt, die nach den Bedingungen unserer Vernunft den Grund einer solchen systematischen Einheit enthalten können. Diese Idee ist also respectiv auf den Weltgebrauch unserer Vernunft ganz gegründet. Wolten wir ihr aber schlechthin obiective Gültigkeit ertheilen, so würden wir vergessen: daß es lediglich ein Wesen in der Idee sey, das wir denken und, indem wir alsdenn von einem durch die Weltbetrachtung gar nicht bestimbaren Grunde anfingen, würden wir dadurch ausser Stand gesezt, dieses Princip dem empirischen Vernunftgebrauch angemessen anzuwenden.

.

 Aber (wird man ferner fragen) auf solche Weise kan ich doch von dem Begriffe und der Voraussetzung eines höchsten Wesens in der vernünftigen Weltbetrachtung Gebrauch machen? Ja, dazu war auch eigentlich diese Idee von der Vernunft zum Grunde gelegt. Allein darf ich nun zweckähnliche Anordnungen als Absichten ansehen, indem

ich
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 698. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_698.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)