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708 Methodenlehre I. Hauptstück 708

vollständigen Systems der reinen Vernunft. Wir werden es in dieser Absicht mit einer Disciplin, einem Canon, einer Architectonik, endlich einer Geschichte der reinen Vernunft zu thun haben und dasienige in transscendentaler Absicht leisten, was, unter dem Nahmen einer practischen Logik, in Ansehung des Gebrauchs des Verstandes überhaupt in den Schulen gesucht, aber schlecht geleistet wird; weil, da die allgemeine Logik auf keine besondere Art der Verstandeserkentniß (z. B. nicht auf die reine), auch nicht auf gewisse Gegenstände eingeschränkt ist, sie, ohne Kentnisse aus anderen Wissenschaften zu borgen, nichts mehr thun kan, als Titel zu möglichen Methoden und technische Ausdrücke, deren man sich in Ansehung des Systematischen in allerley Wissenschaften bedient, vorzutragen, die den Lehrling zum voraus mit Nahmen bekant machen, deren Bedeutung und Gebrauch er künftig allererst soll kennen lernen.


Der
Transscendentalen Methodenlehre
Erstes Hauptstück.
Die Disciplin der reinen Vernunft.

Die negativen Urtheile, die es nicht blos der logischen Form, sondern auch dem Inhalte nach sind, stehen bey der Wißbegierde der Menschen in keiner sonderlichen Achtung; man sieht sie wol gar als neidische Feinde unseres unablässig zur Erweiterung strebenden Erkentnißtriebes

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 708. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_708.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)