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831 Vom Meinen, Wissen und Glauben. 831

ohne darüber die Philosophen zu Rathe zu ziehen, ausrichten können!

 Ich will hier nicht das Verdienst rühmen, das Philosophie durch die mühsame Bestrebung ihrer Critik um die menschliche Vernunft habe, gesezt, es solte auch beim Ausgange blos negativ befunden werden; denn davon wird in dem folgenden Abschnitte noch etwas vorkommen. Aber verlangt ihr denn: daß ein Erkentniß, welches alle Menschen angeht, den gemeinen Verstand übersteigen und euch nur von Philosophen entdekt werden solle? Eben das, was ihr tadelt, ist die beste Bestätigung von der Richtigkeit der bisherigen Behauptungen, da es das, was man anfangs nicht vorher sehen konte, entdekt, nemlich, daß die Natur, in dem, was Menschen ohne Unterschied angelegen ist, keiner parteyischen Austheilung ihrer Gaben zu beschuldigen sey und die höchste Philosophie in Ansehung der wesentlichen Zwecke der menschlichen Natur, es nicht weiter bringen könne, als die Leitung, welche sie auch dem gemeinsten Verstande hat angedeihen lassen.





Der
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 831. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_831.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)