Seite:Keyserling Wellen.pdf/104

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Der Sonntagnachmittag war sehr heiß, gelber Sonnenschein in den weißgetünchten Zimmern und über dem sandigen Gärtchen. Die Damen zogen sich zurück. Herr von Buttlär saß im Wohnzimmer hinter seiner Zeitung und schlummerte und das Brautpaar ging auf der Veranda auf und ab.

„Bitte, Schatz,“ sagte Hilmar, „sieh mich nicht so erwartungsvoll an, das heißt, du hast ein Recht mich so anzusehen, denn du hast ein Recht zu erwarten, daß ich angenehm und unterhaltend bin. Aber ich weiß nicht, dieser Sonntagnachmittag lähmt mich.“

„Armer Hilmar,“ meinte Lolo ein wenig spöttisch, „den ganzen Tag im blauen Sammetkittel zu stecken.“

„Unsinn, Unsinn,“ rief Hilmar, „es ist nur eine Stimmung. Ich habe Sonntagnachmittage nie recht vertragen. Komm, setzen wir uns in den Schatten und ich lehre dich Pikett spielen.“

Erst gegen Abend wurde es im Hause lebhafter. Die Generalin kam in das Wohnzimmer, ließ ihre laute, energische Stimme erschallen und weckte mit ihr das verschlafene Haus. Dann erschien auch Frau von Buttlär, sie hatte Toilette gemacht und einen Hut mit Kornähren und Mohnblumen aufgesetzt. Sie war noch sehr ernst. Sie zog sich ihre

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)