Seite:Keyserling Wellen.pdf/115

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sein. „Und doch,“ fuhr Hilmar fort, froh darüber, daß er zum Sprechen ermutigt wurde, „es ist nicht nur Trunkenheit, es ist – – es ist – geradezu eine große Verliebtheit, was wir dieser Natur gegenüber empfinden, ganz genau, es ist dieselbe Unruhe, dasselbe quälende Gefühl, ganz eng dazu zu gehören, und was die Hauptsache ist, der starke Wunsch zu imponieren, denn, wenn wir verliebt sind, wollen wir imponieren, das ist symptomatisch für den Zustand. Man hat ja seine Erfahrungen.“

„Sie sind ja auch verlobt,“ schaltete Doralice ein.

„Gewiß, das auch,“ fuhr Hilmar fort, „aber sehen Sie, gnädige Frau, vorhin im Boot war der Trieb in mir zu imponieren so stark, dem Meere zu imponieren oder den Fischern, gleichviel, denn die sind doch die Repräsentanten des Meeres, daß ich auf die Spitze des Bootes stieg und dort frei balanzierte. Ich bin in solchen Künsten ziemlich geübt. Meinen Zweck erreichte ich nun zwar nicht, denn Andree Stibbe sagte trocken: Wenn der Herr bei den Faxen ins Wasser fällt, wer anders muß ihn herausholen als wir. Mein Effekt war verfehlt. Aber ich habe das tun müssen.“

„Das ist seltsam,“ sagte Doralice nachdenklich.

„Nicht so seltsam,“ meinte Hilmar, „der

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)