Seite:Keyserling Wellen.pdf/123

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dessen, was nachher kommt, nicht recht klar, und zweitens bleibt es lins ja ohnehin. Nein, ich feiere das Datum meiner Geburt, denn das Geborenwerden ist doch der merkwürdigste Augenblick unsres Lebens von unübersehbaren Folgen. Sehen Sie, eine Welt ohne Knospelius und eine Welt mit Knospelius, das ist für mich ein gewaltiger Unterschied.“

Zufrieden über seine Auseinandersetzung schaute er Nini an, die darüber errötete.

„Was Sie da sagen, liebe Exzellenz,“ bemerkte die Generalin, „ist gewiß sehr klug, aber mit der Religion scheint es dabei denn doch auch ein wenig unklar zu stehen.“

Knospelius zuckte mit seinen zu hohen Schultern: „Nun, deshalb hat der Staat mich vielleicht zum Rechnen und nicht zum Predigen eingesetzt. Aber ich komme auf mein Fest zurück, da ist nämlich ein kleiner Umstand zu erwähnen. Da ist das Ehepaar Grill. Ich kann es nicht vermeiden, dieses Ehepaar einzuladen. Ich hoffe, es wird niemanden stören.“

„Allerdings,“ meinte die Baronin Buttlär und zog die Augenbrauen empor, „dieses Ehepaar scheint für uns unvermeidlich zu sein, unser unvermeidliches Schicksal.“

Empfohlene Zitierweise:
Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)