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gemacht. Dieses Kleid kenne ich.“ Das klang ein wenig trocken und Doralice wurde befangen. Sie entschuldigte sich: „Es war hier so grau und häßlich und da zog ich es an, ich dachte, es würde dir auch gefallen.“

Hans setzte sich auf einen Stuhl, zerrte an seinem Bart und schaute an Doralice vorüber zum Fenster hinaus. „O gewiß, sehr schön, sehr schön,“ sagte er zerstreut. „Nur, sag mal, willst du die Erinnerungen, von denen dieses Kleid voll ist?“

„Ich will überhaupt keine Erinnerungen,“ erwiderte Doralice und das Weinen war ihr nahe. Hans sann noch vor sich hin: „Ja, ja,“ murmelte er, „dir war es hier grau und häßlich und du wolltest etwas Schönes haben, natürlich, ich verstehe. Schön, schön.“

Beide schwiegen nun eine Weile und Doralice empfand, daß das bißchen Festlichkeit, welche das Kleid ihr gegeben hatte, fort war. Hans erhob sich und ging nervös im Zimmer auf und ab, dann blieb er stehen und fragte:

„Wirst du das Kleid anbehalten?“

„Ich kann es ja wieder ausziehen,“ erwiderte Doralice kleinlaut.

„Ja,“ fuhr Hans fort, „es ist nämlich hier in

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/162&oldid=- (Version vom 20.8.2020)