Seite:Keyserling Wellen.pdf/252

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mein Wiedertäufer von Diener sagte mir einmal: „Exzellenz haben es leichter, der Welt zu entsagen, denn Gott gab Exzellenz ein Extrakreuz.“ Knospelius kicherte leise in sich hinein. „Solch eine Zeit würde Ihnen gut tun,“ fuhr er dann fort, „ruhig abwarten, wie das Leben weiter geht, denn bei Ihnen wird es weiter gehen. Sehen Sie die Wellchen dort, jetzt ist die eine oben im Licht, dann geht’s herunter in den Schatten – gut gut – ich bin der geborne Kamerad des Wellentals. Wenn es dann wieder aufwärts geht, können Sie mich stehen lassen, daraus mache ich mir nichts, das bin ich gewohnt. Man hat mich mein ganzes Leben hindurch stehen lassen. Ein netter, interessanter Herr, sagten die Menschen von mir und ließen mich stehen. Aber das ist ganz gleich. Es ist auch ganz gleich, daß das Zusammensein mit Ihnen für mich ein Erlebnis wäre; es hätte auch nicht das geringste zu bedeuten, wenn ich Ihnen eine Liebeserklärung machte; man kann ein gekrümmtes Rückgrat und doch seine Sentiments haben, aber die gehen einen dann ganz allein etwas an. Ich sage das nur, damit Sie nicht glauben, ich bin ein Opfer, im Gegenteil – aber wie gesagt, das ist egal. Die Hauptsache ist, daß es für Sie das Richtige wäre.“

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/252&oldid=- (Version vom 1.8.2018)