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seinem Besitzer mit Danck wieder, und behalte ja nicht für dich, was nicht selbst dein eigen ist.

61. Spricht dich jemand an, ihm etwas zu lehnen, das thue willig, so ferne es in deinem Vermögen stehet: Mercke aber, wem du was leihest, daß du aus Unachtsamkeit nicht drum kommest.

62. Was dir gegeben wird, das nimm mit höflichem Danck an; und so es auch wenig wäre, so sey vergnügt damit: Laß dichs aber nicht verdriessen, wenn andre mehr als du bekommen, denn Neid und Geitz sind zwey derer schändlichsten Laster.

63. Hüte dich vor Lügen, welche sonderlich der Jugend ein heßlicher Schandfleck sind; und schäme dich nicht, lieber zu gestehen, wo du geirret hast, als mit Läugnen und Erdichtung falscher Dinge dein Verbrechen zu beschönigen.

64. Suche niemand zu betrügen, noch mit falschen Worten dasjenige, was sein ist, abzuschwatzen, ihm das Deinige anzuloben, und hinters Licht zu führen.

65. Hüte dich für Kaupelen, es ist der erste Anfang zum Diebstahl. Behalt, was dein ist, und laß einem jeden, was sein ist.

66. Wenn du von jemanden etwas Böses oder Schändliches reden hörest, so verschweige solches, und trage es nicht bey andern aus, damit du seinem ehrlichen Namen, wenn er unschuldig wäre, nicht Abbruch thust.

67 Höre nicht gerne die Ohren-Blåser, noch die Verläumder, sie sind des Satans Boten, und verrichten sein Amt. Hüte dich auch selbst, daß du auf niemand etwas erdichtest, und gewöhne dich nicht, neue Zeitungen und Geschwätze umher zu tragen.

Empfohlene Zitierweise:
: Kurzes Sitten-Büchlein vor Kinder. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1742, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kurzes_Sitten-B%C3%BCchlein_vor_Kinder.pdf/24&oldid=- (Version vom 23.11.2023)