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725 Welsch – Weltkrieg 726


Welsch, Sprache:

1) Walisisch;
2) eig.: Keltisch, dann Romanisch (Französisch, Italienisch); übertragen: fremd, ausländisch, unverständlich.

Welschland = Italien mit angrenzendem ital. Sprachgebiet.

Welser, Augsburger Patrizierfamilie. Philippine W., 1527–80, heiratete 1557 heimlich Erzherzog Ferdinand.

Welt, urspr. die Erde mit ihren Bewohnern; dann (astron.) die Gesamtheit der im Raum verteilten Himmelskörper (Universum).

Weltbaum (Weltesche)Yggdrasill.

Welteislehre, die v. Hörbiger (1860–1931) u. seinen Anhängern im Widerspruch mit der wissenschaftl. Geologie vertretene Theorie, daß dem Eis die wesentliche Rolle bei der Weltgestaltung zukommt.

WeltergewichtGewichtsklassen.

Weltgeist, die Welt beseelendes Wesen.

Weltgeistliche, kath. Priester, die keinem Orden angehören.

Welthilfsverband, Genf, internat., v. Völkerbund 1927 geschaffene Organisation; Zweck: Hilfeleistung an durch Katastrophen heimgesuchte Bevölkerung.

Weltkrieg. Politik. Ursachen waren die polit. Gegensätze zw. d. europ. Staatengruppen, die wirtschaftl. Spannungen u. die Verschiedenheit d. polit. Ideale u. d. Staatsverfassungen der europ. Völker. Die dt.-frz. Spannung (seit dem Kriege v. 1870–71) und der russ.-österr. Gegensatz (russ. Streben nach Konstantinopel u. Balkan, Panslawismus) waren die Hauptgefahrenquellen der europ. Politik. Bismarck suchte das neugegründete Reich zu sichern dch. Isolierung Frankreichs u. Bündnisse (1879 m. Österreich, 1883 Beitritt Italiens, 1887 Rückversicherungsvertrag mit Rußland). Nach seiner Entlassung 1890 wurde der Rückversicherungsvertrag nicht erneuert. 1891–93 Abschluß d. frz.-russ. Zweibundes; das Scheitern der engl.-dt. Annäherung 1899 u. 1901 führte 1902 zum engl.-jap. Bündnis u. 1904 zur engl.-frz. Entente (Delcassé), die auf der Marokkokonferenz in Algeciras (Isolierung Deutschlands u. Österreichs) 1905 die Feuerprobe bestand; Zweibund u. Entente wurden durch den russ.-engl. Vertrag 1907 vereinigt. Die bosnische Annexionskrise 1908, die Marokkokrise 1912 und die Balkankrise 1913 konnten beigelegt oder lokalisiert werden. Zu den europ. traten die weltpolit. Spannungen: dt.-engl. Kolonialgegensätze, dt.-engl. Flotten- u. dt.-engl. Handelsrivalität (dt. Vordringen auf den Weltmärkten, Bagdadbahnplan). Verschärfend trat hinzu die Abneigung der westl. Demokratien Frankreich u. England gegen die konstitutionellen Monarchien Dt. Reich u. Österreich.

Die Ermordung des österr. Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo 28. 6. 1914 führte nach dem österr. Ultimatum an Serbien (25. 7.) zur Katastrophe trotz ernstgemeinten dt. u. engl. Vermittlungsversuchen infolge der Zwangsläufigkeit des Bündnismechanismus u. des russ. u. des österreichischen Kriegswillens. Österreich erklärte 28. 7. an Serbien, das Dt. Reich, um den Vorteil der raschen Mobilisierung zu wahren, nach Ultimatum 1. 8. an Rußland u. Frankreich den Krieg u. marschierte 4. 8. in Belgien ein, was England zum Kriegsgrund nahm. Japan trat am 23. 8. 1914 in den Krieg gegen das Dt. Reich ein. 2. 11. 1914 Kriegseintritt der Türkei; 4. 5. 1915 kündigte Italien den Dreibund und erklärte 23. 5. 1915 Österreich den Krieg. Bulgarien schloß sich 5. 10. 1915 den Mittelmächten an; 28. 8. 1916 erklärte Rumänien Österr. den Krieg. Der uneingeschränkte U-Bootkrieg führte schließlich 5. 4. 1917 zum Eintritt der USA in den Krieg; Brasilien, Uruguay, China u. a. folgten. Im Londoner Abkommen 5. 9. 1914 verpflichteten sich die Ententestaaten, keinen Sonderfrieden zu schließen; diesem Vertrag traten schließlich alle „alliierten u. assoziierten Regierungen“ bei. 28. 11. 1917 erbat Rußland von den Mittelmächten Friedensverhandlungen; 5. 12. Waffenstillstand in Brest-Litowsk, 22. 12. Beginn der Verhandlungen (Unterbrechung 10. 2.–23. 2.), 3. 3. 1918 Friedensvertrag zu Brest-Litowsk: westruss. Randgebiete, Finnland, Ukraine v. Rußland abgetrennt; Zusatzvertrag in Berlin 27. 8. 1918. 9. 12. 1917 Waffenstillstand mit Rumänien, 7. 5. 1918 Friede zu Bukarest. Bulgarien schloß Sonderwaffenstillstand mit der Entente zu Saloniki 30. 9. 1918. 5. 10. 1918 Waffenstillstandsgesuche der übrigen Mittelmächte an Wilson; 27. 10. erbaten Türkei u. Österr. Sonderverhandlungen. Waffenstillstandsverträge d. Entente: mit Türkei 30. 10. zu Mudros, mit Österr. 2. 11. zu Padua, mit Ungarn 3. 11. zu Belgrad, mit Dt. Reich 11. 11 zu Compiègne. Weiteres ↑ Friedensverträge 1919–22.

Landkrieg. 1914. Der Vormarsch der 7 dt. Armeen durch Belgien u. Frankreich wurde mit der Marne⚔ 5.–9. 9. zum Stehen gebracht durch den Rückzug der 5 dt. Armeen zw. Verdun u. Paris an die Aisne. Die folgenden Kämpfe endeten infolge beiderseitiger Erschöpfung im Stellungskrieg.

Im O hatten die Österreicher bei Lemberg (26.–30. 8., 8.–12. 9.) schwere Niederlagen erlitten u. mußten Galizien preisgeben. 23.–31. 8. siegte Hindenburg bei Tannenberg, 5.–10. 9. an den Masurischen Seen. Zur Entlastung der Österreicher drang er zweimal in Polen vor; 9.–19. 10. ⚔ bei Warschau; 16. 10. bis 17. 12. ⚔ in Polen (bei Lodz, Brzeziny)

In Serbien mußten die Österreicher das 2. 12. genommene Belgrad wieder räumen.

1915. Winter⚔ in Masuren 7.–14.2.: Hindenburg schlug die Russen vernichtend. 22. 3. kapitulierte Przemyśl vor d. Russen, starke russ. Offensive in den Karpaten (20. 3. bis Ende April); 2.–15. 5. Durchbrach Mackensens bei Gorlice-Tarnow, 17.–22. 6. ⚔ bei Lemberg, das erstürmt wurde; Galizien zum größten Teil befreit. Dann begann d. Eroberung Polens u. Westrußlands: Einnahme 1. 8. von Mitau, 4. 8. von Iwangorod, 18. 8. von Kowno, 20. 8. von Nowogeorgiewsk, 18. 9. von Wilna (nach ⚔ bei Wilna 9.–18. 9.). Russ. Gegenoffensive in Wolhynien u. Ostgalizien Sept.–Nov. wurde zurückgeworfen; Stellungskrieg auf der Linie Riga–Baranowitschi–Czernowitz.

Infolge dieser gewaltigen dt. Anstrengungen waren die Westtruppen meist zur Defensive gezwungen. 8.–14. 1. erfolgreicher dt. Angriff bei Soissons; 25.–26. 1. bei Craonne; 19. 2. bis 20. 3. I. ⚔ bei Münster i. E. (frz. Durchbruchsversuch). Erfolglose Durchbruchsversuche der Alliierten: 21. 2. bis 10. 3. Winter⚔ in der Champagne, 10.–14. 3. engl. Angriff bei Neuve-Chapelle, 5.–14. 4. Kämpfe zw. Maas u. Mosel, erfolgreicher dt. Vorstoß bei Ypern (22. 4. bis 25. 5.), 5. 5. bis 18. 6. ⚔ an der Lorettohöhe, 20. 7. bis 14. 10. II. ⚔ bei Münster i. E., Sept.–Nov. Herbst⚔ im Artois u. in der Champagne (25. 9. großer frz. Angriff zw. Saint-Menehould u. Somme-Py).

19. 2. bis Okt. 1915 dauerten die Angriffe der Engländer u. Franzosen, die auf Gallipoli gelandet waren, gegen die Dardanellen; zur Unterstützung der Türken war ungehinderte Landverbindung mit Deutschland nötig. Deshalb wurde Serbien 7. 10. bis 25. 11. von den Dt., Österreichern u. Bulgaren unter Oberbefehl Mackensens erobert (9. 10. Fall Belgrads, 5. 11. der v. Nisch, 24.–25. 11. serb. Niederlage auf dem Amselfeld).

An der Alpenfront wurden die ital. Angriffe (I. Isonzo⚔ 30. 6. bis 5. 7.; II. 18.–27. 7; III. 18. 10. bis 6. 11.; IV. 16. bis 26.12.) erfolgreich abgeschlagen.

1916. Die beiderseitigen Heeresleitungen suchten die Entscheidung im W. 21. 2. bis 2. Sept. dt. Angriff auf Verdun (25. 2. Fort Douaumont, 2. 7. Fort Vaux genommen), der infolge der Somme⚔ (24. 7. bis 26. 11.) abgebrochen werden mußte; Gegenstoß der Frz. bei Verdun (Ende Okt. bis 16. Dez.): Douaumont u. Vaux von ihnen zurückgewonnen.

In der Neujahrs⚔ (27. 12. bis 15. 1. 16) in Galizien wurden die russ. Angriffe abgeschlagen, auch die russ. Frühjahrsoffensive (18. 3. bis Ende März) bei Wilna lief sich fest. Die Offensive Brussilows (4. 6. bis Anfang Sept.) führte zum Zusammenbruch der österr. Front bei Luck, Linsingen stellte mit Mühe die Lage wieder her; große russ. Erfolge in der Bukowina, Österr. zurückgeworfen. Zwei weitere Offensiven Brussilows in Wolhynien und Galizien 1.–30. 9. u. 29. 10. bis 7. 12 endeten ergebnislos.

6.–26. 1. wurde Montenegro, bis Anfang April Albanien, 2. 9. bis Mitte Jan. 1917 Rumänien (26.–28. 9 ⚔ bei Hermannstadt, 7.–9. 10. bei Kronstadt, 30. 11. bis 5.12. am Ardschisch Rumänen geschlagen; 6. 12. Bukarest erobert) besetzt.

An der Alpenfront 15.–20. 3. V. Isonzo⚔, 15.–30. 5. erfolgreiche österr. Offensive, 15. 6. bis 2. 8. ital. Gegenoffensive, 4.–16. 8. VI. Isonzo⚔ (8. 8. Görz von Italienern genommen), 14.–17. 9. VII., 9.–12. 10. VIII., 29.–31. 10. IX. Isonzo⚔.

Im Kaukasus u. am Sueskanal wurden die Türken zurückgeschlagen; 26. 4. kapitulierten die Engländer in Kut el-Amara. 23. 12. begann engl. Angriff am Sueskanal.

1917. Die russ. Kerenski-Offensive (26. 6. bis 14. 7.) überrannte die Österreicher, der dt. Gegenstoß 19. 7. befreite ganz Galizien. 1.–3. 9. ⚔ um Riga (erobert), 12.–20. 10. wurden die balt. Inseln (Oesel, Moon, Dagö) von Dt. erobert.

Anfang Febr. wurde die dt. Sommefront nach d. „Siegfriedstellung“ zurückgenommen. Angriffe der Engländer in 4 großen Schlachten bei Arras: 2.–20. 4., 23.–26. 4., 28.–29. 4., 3.–5. 5. ohne große Erfolge. 3.–6. 5. ⚔ an d. Aisne (Chemin-des-Dames, Craonne), 21. 5. ⚔ in d. Champagne brachten geringe frz. Vorteile. Im Sommer traten die ersten amer. Truppen auf. 21. 5. bis Dez. dauerten die engl. Angriffe an in 6 Flandernschlachten, der Durchbruch durch die dt. Linien gelang nicht. In den Kämpfen vor Verdun 12. 8. bis 9. 9. mißlang auch den Frz. der Durchbruch, 15.–24. 9. frz. Erfolge am Chemin-des-Dames. 20. 11. bis 30. 11. Tank⚔ bei Cambrai: tiefer Einbruch d. Engländer in d. Siegfriedstellung, aus d. sie durch dt. Gegenangriff 30. 11. bis 7. 12 wieder geworfen wurden.

Die Angriffe d. Salonikiarmee in Mazedonien wurden abgewiesen.

Das russ. Vordringen im Kaukasus hörte mit der russ. Revolution auf. Aber 11. 3. nahmen d. Engländer Bagdad, nach 3 Schlachten bei Gaza 7. 11 Gaza, 9. 12. Jerusalem.

An der Alpenfront zeigte der ital. Erfolg der XI. Isonzo⚔ (18. 8. bis 20. 9.) die österr. Schwäche; zur Entlastung Offensive mit starker dt. Unterstützung: 24.–27. 10. Durchbruch der ital. Front bei Flitsch u. Tolmein, 28. u 30. 10. Görz u. Udine erobert.

1918. Die amer. Truppen traten stärker in Erscheinung. Die Große ⚔ in Frankreich 21. 3. bis 6. 4. führte zum Durchbrechen der engl. Front u. zum dt. Vordringen bis vor Amiens, dennoch wurde kein strateg. Gewinn erzielt. ⚔ bei Armentiêres 9.–18. 4. brachte dt. Erfolge, doch mußte auf weitern Vorstoß in Flandern verzichtet werden. Erfolgreicher dt. Angriff am Chemin-des-Dames 27.–31. 5. Frz. Einbruch b. Villers-Cotterets 17. 7. Plan des dt. Vorstoßes

Stichwörter, die unter W… vermißt werden, schlage man unter V… nach.
Empfohlene Zitierweise:
Meyers Blitz-Lexikon. Die Schnellauskunft für jedermann in Wort und Bild., Leipzig 1932, Spalten 725–726. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LA2-Blitz-0422.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)