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sich mit dem Lesen der heiligen Schrift zu beschäftigen, aber da es ihm an einem guten Lehrer fehlte, bat er den gerade in seinem Kloster weilenden Erzbischof Michael, der für einen Gelehrten galt, ihm die Bibel zu erklären. Der Erzbischof nahm sein Anliegen an, forderte jedoch von ihm für den Unterricht gewisse Gegendienste, die in gewöhnlichen mit der Hauswirtschaft verbundenen Verrichtungen bestanden. Der Knabe ging darauf ein und folgte seinem neuen Lehrer nach Erserum, wo er zufällig mit einem Jesuiten bekannt wurde, der ihm viel vom Frankenlande, von dessen Existenz er keinen Begriff hatte, erzählte und ihm in Kürze die Grundsätze der römisch-katholischen Kirche darlegte. Diese flüchtig empfangenen Kenntnisse scheinen den Keim zu Mechitars späterem Glaubenswechsel gelegt zu haben, denn von jetzt an wurde er in seiner Religion wankelmütig und suchte bei jeder Gelegenheit mit katholischen Geistlichen in Berührung zu kommen. Der Dienst bei dem Erzbischofe Michael, der ihn von Erserum mit sich nach dem Patriarchensitze Etschmiadsin

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/89&oldid=- (Version vom 1.8.2018)