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Sätze: Verbum, Subjekt, Objekt …“ Pause. Dann: „Wenn Sie ein Adjektiv schreiben wollen, kommen Sie vorher zu mir!“ Seine Journalisten kannte er. Als er noch Direktor der „Aurore“ war, wurde auf seine Veranlassung in den Redaktionsräumen ein Schild angepappt: „Die Herren Redakteure werden gebeten, nicht eher aus dem Dienst zu gehen, als bis sie gekommen sind.“

Und nur hier und da liegt zwischen den Nägeln eine harmlose kleine Eisenkugel, die da zur Erinnerung aufbewahrt ist. So erzählt Clemenceau von einem seiner Besuche an der Front, wo ihn ein Hauptmann durch die Gräben führte. Der brachte sich reinweg um: „Vorsichtig, Herr Präsident! Hier muß man sich etwas bücken! Bitte, hier ist eine Stufe …“ Und alles das ganz, ganz leise. Schließlich fragte der „Tiger“, natürlich ebenso leise: „Sind wir denn ganz nahe an den feindlichen Gräben, daß Sie so leise sprechen?“ – „Aber nein, Herr Präsident“, flüsterte der Hauptmann. „Die Deutschen sind ein paar Kilometer von hier. Ich bin nur furchtbar erkältet!“

Nägel, Nägel. So bekam er eines Tages die Zuschrift einer großen Zeitung, die eine Enquete machte, zur Abwechselung so: „Was halten Sie von der gegenwärtigen Regierung?“ Clemenceau nahm einen Briefbogen und schrieb: „Sehr geehrte Herren! Wie können Sie nur glauben, daß ich meiner Meinung über Politiker Ausdruck geben würde, die grade an der Macht sind?“ Unterschrift. Aber bevor er den Brief zuklebte, nahm er ihn doch noch einmal her und schrieb ein Postskriptum. 0+0+0+0=0.“

Im großen und ganzen kann man das Urteil von Lloyd George nur unterschreiben, der von dem „dear old tiger“ gesagt hat: „Herr Clemenceau ist ein furchterweckender Greis. Jedesmal, wenn ich ihn sehe, hat er ein Jahr weniger auf dem Buckel und eine Klaue mehr.“ Das ist richtig, denn

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Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_163.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)